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henrikf

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1

28.12.2020, 18:43

Videospiel-Journalismus

Dieses hier fasst meine Meinung ziemlich gut zusammen:



Dass es nun ausgerechnet Cyberpunk 2077 abbekommt, tut mir Leid. Aber es geht um den Videospiel-Journalismus an sich.
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2

28.12.2020, 21:52

Ist das echt so schlimm geworden? Oder übertreibt er? Ich bin da nicht mehr auf dem Stand.

Bis auf gelegentliche Abstecher auf 4Players lese und schaue ich nämlich überhaupt keine Beiträge von "professionellen Spiele-Journalisten". Und auch bei 4Players lese ich meist nur noch die Fazits. Die "Profis" reden zu oft um den heißen Brei, um vermutlich eine Mindestzahl von Wörtern oder Was-weiß-ich zu erreichen. Vielleicht ist auch nur meine Aufmerksamkeitsspanne im Internet oder am Computer zu klein ;-)

Sir Pommes

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3

31.12.2020, 15:09

wie bei so vielen gibt es hier zwei seiten für mich. ja moderner spiele journalismus und oder meinungen in videos etc sind oftmals nicht besonders gut. andererseit finde ich einige punkte im video auch falsch oder sind sehr überzogen (vielleicht auch mit absicht). hab das gefühl ein gesunder diskurs ist heutzutage schwierig.
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4

02.01.2021, 17:14

Mal abgesehen davon, dass das Video aufgrund der Aussprache (wird der Sprecher gerade gefoltert?) nur schwer zu ertragen ist, finde ich auch einige Punkte reichlich übertrieben dargestellt. Ausreisser gibt es immer wieder, kommen aber auch in anderen journalistischen Bereichen vor. Zumal aufgrund der zahlreichen Möglichkeiten für Content-Creator ihre Meinung zu publizieren, die Grenzen zwischen "Profi" und "Laien" stark verschwimmen. Stellenweise ist es geradezu abenteuerlich was da veröffentlicht wird.

Was Cyberpunk 2077 anbelangt, bin ich aber auch nach dem Lesen/Hören diverser Berichte (Jörg Langer, Jörg Luibl, Jochen Gebauer, André Peschke) nicht sicher, was mich bei Cyberpunk letztendlich genau erwartet. Stellenweise widersprechen sich die Spielerfahrungen doch stark.

henrikf

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5

03.01.2021, 13:32

Mal abgesehen davon, dass das Video aufgrund der Aussprache (wird der Sprecher gerade gefoltert?) nur schwer zu ertragen ist [...]

Er nennt sich »The Critical Drinker« und in seinem YouTube-Logo hat er eine Flasche am Hals, frei nach dem Motto »Kinder und Betrunkene sagen die Wahrheit« ... ich glaube, das Ganze sollte man natürlich auch mit einer - wie die US-Amis sagen - »grain of salt« nehmen. ;)

Meiner privaten persönlichen durchaus subjektiv gefärbten Erfahrung nach - und ich war ja mal Videospiel-Journalist - drückt er es noch viel zu harmlos aus. Das ist einer der Gründe, warum ich inzwischen nur noch auf 4Players höre. Das sind übrigens die einzigen, die den »Normal«-Versionen des Spiels - also nicht »PlayStation 4 Pro« oder »PlayStation 5« - eine Prozentwertung von 39 gegeben haben.

Zum Beispiel »GameStar« ist bei mir seit dem Debakel um »Alien Isolation« völlig untendurch. Besser kann man nicht mehr demonstrieren, dass den dortigen sog. »Journalisten« die Spiele völlig egal sind. Letztens mal wieder ein »News«-Video von denen gesehen und nach dem Einstieg kommt erst einmal ... Werbung. Ja, da weiß man doch sofort, wie seriös das Ganze ist.
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6

03.01.2021, 15:35

Bei 4Players achte ich idr darauf, wer was testet. Ich weiß es zwar sehr zu schätzen, dass dort das Wertungsspektrum voll ausgenutzt wird. Allerdings verfällt das Magazin mMn auch leicht in pseudo-intellektuelle Analysen und versteifen sich auf Dinge, die man eher als Zeitgeist-Empfinden bezeichnen würde. Das gilt speziell für Tests von Jörg Luibl. Sobald in seinen Texten das Wort "Regie" fällt, bin ich idr draußen. Das hat sich dort schon annähernd als Fluff-Totschlagument etabliert, um persönliche Vorlieben als allgemeingültigen Maßstab zu rechtfertigen.

Allgemein hätte ich auch sonst gesagt, dass es sehr deutlich auf die jeweilige Person ankommt und wie man sich dem Spiel nähert. Das gilt meines Erachstens auch für die Gamestar, wobei dort dieses Zurechtbiegen von Wertungen der Vergleichbarkeit wegen niemanden hilft. Das Problem an objektivierten Tests ist mMn (wobei Gamestar seit der letzten Umstellung nur noch halb-objektiv testet), dass im Zweifel der Production Value dafür sorgt, dass eine Wertung kaum unter die 70%-Marke fallen kann. Vor einigen Jahren gab es sogar noch einen internen Wertungsspiegel, wonach der Gipfel des Mittelmaßes nicht bei 50% angesetzt war, sondern irgendwo zwischen 65 und 70%. Also etwa auf dem Metacritic-Äquator. Verzerrt meiner Meinung nach die Wahrnehmung beim Leser, denn 70% liest sich immer gut und ist auch verwaschen genug, damit alles irgendwie gerechtfertigt werden kann.

Welche Blüten das teils treibt, konnte man bei GamersGlobal vor der Umstellung auf subjektive Wertungen sehen. Wenn dort ein Spiel eine 8.0 bekam, wusste man nie, ob das nun eine gute Wertung war oder sich die Redaktion uneins.
Es gab damals auch Redaktionsvideos mit Wertungsdiskussionen und da kam es zu Konstellationen wie zb bei Watch Dogs 2, dass ein Tester aufgrund völlig misslungener Dialoge keinen Spaß hatte, dem Haupttester die Dialoge egal waren und es gab eine 8 von 10. Klare Kaufempfehlung, nicht wahr? Das gab es mehrfach und auch, dass es in der Redaktion zwar verschiedene Meinungen gibt, aber getestet wurde es nur von Leuten, die ein Spiel nicht mochten. So geschehen bei The Last Guardian. Bei GamersGlobal gibt es ein Format namens Stunde der Kritiker, wo zwei Journalisten die erste Stunde eines Spiels erleben. Das hat erstmal nichts mit den Tests zu tun, man sieht aber schon Unterschiede, wie Leute an ein Spiel herangehen. Heinrich Lenhardt nahm den Hundevogel Trico so, wie er ist und hatte richtig viel Spaß. Dagegen analysierte Benjamin Braun vom Start weg, was wohl geskriptet und was Zufall ist. Benjamin war Haupttester, Jörg Langer Nebentester mit noch kritischerer Haltung, von Heinrich's Meinung fand sich nichts wieder. 6 von 10.

Das bin jetzt vielleicht nur ich, aber für mich verlieren so Tests und Wertungen ihren Sinn. Es liegt sicher auch am Medium und daran, dass es für einzelne Spiele eben nicht DIE allgemeingültige Betrachtungsweise gibt. Aber ich verstehe Tests als Kaufempfehlungen und da funktioniert ein zusammengemanschter Kompromiss nicht, sondern man sollte besser herausarbeiten, für welchen Typ Spieler sich das Spiel lohnt und auch warum.

Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von »v3to« (03.01.2021, 15:47)


7

03.01.2021, 16:16

Den Gamestar-Testbericht zu Alien Isolation habe ich jetzt nicht mehr vor Augen, allerdings sind mir im Zusammenhang mit dem Spiel zwei andere Berichte bzw. Aussagen noch gut im Gedächtnis. Zum einen der Test der Gamepro, welche das Spiel nach einem kleinen Shitstorm aus der Community noch einmal neu getestet und dabei um einiges besser bewertet hatten. Zum anderen eine Aussage von Jörg Langer (ich meine, dass war im Spieleveteranenpodcast) bei welcher er den Titel dafür kritisiert hatte, dass er das Spiel nicht so spielen kann wie er es möchte. Eine reichlich irrwitzige Aussage wenn man von der grundsätzlichen Prämisse des Titels ausgeht, und diesen dann dafür kritisiert das man ihn nicht so actionreich wie jeden handelsüblichen 1st Person-Shooter angehen kann. Diese Aussage hat bei mir noch für einiges Stirnrunzeln gesorgt.




Zum Beispiel »GameStar« ist bei mir seit dem Debakel um »Alien Isolation« völlig untendurch. Besser kann man nicht mehr demonstrieren, dass den dortigen sog. »Journalisten« die Spiele völlig egal sind. Letztens mal wieder ein »News«-Video von denen gesehen und nach dem Einstieg kommt erst einmal ... Werbung. Ja, da weiß man doch sofort, wie seriös das Ganze ist.


Ein grundsätzliches Problem wenn Redaktionen auf Werbeanzeigen, Vorabbemusterungen & Co. angewiesen sind. Das Thema hat kürzlich mal der Insert Moin-Podcast kurz aufgegriffen, was ich ganz interessant fand. Wenn ich mir hier einmal, um ein aktuelles Beispiel nennen zu können, die Bewertungen zu Watchdogs Legions anschaue und parallel dazu über die vielen Probleme und Ungereimtheiten des Titels lese, frage ich mich schon, wie hier trotz des hohen Production-Values überhaupt eine Wertung jenseits der 50% zustande kommen kann.

8

03.01.2021, 16:27

Zu Alien Isolation ist mir noch das Stunde-der-Kritiker-Video auf GamersGlobal im Gedächtnis geblieben. Jörg Langer kam an einem Servierwagen nicht vorbei und in dem Moment hatte das Spiel verloren. Er hat schlichtweg die Atmosphäre nicht mehr auf sich wirken lassen und jedes Detail beim Spielen auseinandergenommen. Das liest man auch aus dem Meinungskasten seines Tests raus.

henrikf

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9

04.01.2021, 11:15

Genau diese Situation hatte ich auch mehrfach, wobei es bei mir kein Servierwagen, sondern irgend etwas anderes war. Bei mir hat es dann aber zur Steigerung der Immersion beigetragen. Ich war irgendwie keine Sekunde auf das Spiel bzw. die Designer sauer, nur weil ich an dem Ding nicht vorbei komme.

Es sind dann eben die ganz persönlichen Vorlieben der Tester, die völlig außerstande sind, sich erst mal zu beruhigen, einen Schritt zurück zu treten, auch mal über den Tellerrand zu schauen und sich nicht ausschließlich nur selber als die vom lieben Gott persönlich zertifizierte Weisheit letzter Schluss sehen. Grundsätzlich ist das nun erst mal nichts Schlechtes, denn Journalisten sollen ja Ungereimtheiten aufdecken (ich denke da vor allem auch mal an die Politik). Im Falle von Jörg bin ich zwar komplett anderer Meinung, aber er begründet seine Aussagen. Man kann es also nachvollziehen. Nur ist das bei anderen oftmals nicht der Fall (ich bin inzwischen von der Profi-Presse so gefrustet, dass ich behaupte, das ist nie der Fall).

Zu Jörg Luibl von 4Players: Da habe ich bisher von ihm noch keinen einzigen Test gelesen oder im Video gesehen, der - für mich - daneben lag. Ich mag ihn sehr, wegen seiner gewählten Ausdrucksweise, und weil er sich offenbar intensiv mit einem Spiel auseinander setzt. Wegen 4Players bin ich auch von meinem Vorhanden abgewichen, erst einmal keine Spiele mehr zu kaufen, und habe mit »Röki« für Switch zugelegt, welches von Alice Wilcynski einfühlsam besprochen und mit 83% bewertet wurde.
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10

04.01.2021, 12:35

Das ist jetzt echt Zufall: Mein Sohn und ich haben Alien Isolation gestern nochmal ausprobiert. Irgendwann innerhalb der ersten 30 Minuten kamen wir an eine Stelle, die die Spielfigur nicht überwinden konnte. Mein Sohn: "EY! Normalerweise kann jeder einfach darüber steigen! Wieso geht das nicht!!!". Zack! Spiel aus. Wir haben dann einen Film geguckt :lol:
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11

04.01.2021, 13:00

@Henrik
Die Tests von Jörg Luibl lese ich durchaus und weiß auch seine Herangehensweise an Spiele zu schätzen. Allerdings gehe ich bei seinen Reviews grundsätzlich auf kritische Distanz.

Es gibt so eine Haltung bei einigen Spielejournalisten, wie ein Spiel heute zu sein hat und wo Maßstäbe genreübergreifend angesetzt werden. Das teils aus einem persönlichen Anspruch heraus und auch gerne in Richtung Totschlag-Argumentation, die jede Diskussion abwürgt.

Beim Podcast Auf-ein-Bier passiert das zB gerne mal beim Teilbereich “Story” und “Erzählweise”, dessen Relevanz gerne der Spielmechanik übergeordnet wird. Das auch teils widersprüchlich, indem einerseits als Prämisse genannt wird, dass man Spiele nicht nach Maßstäben von Filmen bewerten kann, aber genau in der Richtung die Kritik aufgebaut wird.

Bei 4Players ist das mMn noch ausgeprägter. Wobei ich denke, dass das der Redaktion bewusst ist und zumindest vermeidet, dass dort persönliche Genrevorlieben mit solch übergreifenden Überzeugungen über Kreuz gehen.

Jörg Luibl setzt für mein Empfinden zwar respektabel oft den Finger in Wunden, welche in anderen Redaktionen übergangen oder nicht wahrgenommen wurden. Aber er erklärt auch regelmäßig spezifische Designentscheidungen zum allgemeinen Maßstab - wobei er nicht müde wird, jede Aussage auf 4Players als Meinung zu deklarieren. Er baut damit mMn eine elitäre Zwei-Klassen-Wertungsphilosophie auf. Vor einigen Jahren war es die künstlerische Prämisse, zwischendurch kompromissloser Koheränzanspruch, aktuell ist es die Regie eines Spiels. Wenn sich Spiele überspitzt gesagt Prinzipien bestimmter japanischer Design-Legenden und Naughty Dog nicht unterwerfen, hat das zu testende Spiel schlechte Karten. Und im Umkehrschluss sind Mängel nicht so relevant, wenn zB ein Fumito Ueda hinter dem Projekt steht. Ich denke, es hat Gründe, warum er sich keine Spiele mit klassischen Spielkonzepten mehr zur Brust nimmt.

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »v3to« (04.01.2021, 13:13)


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12

04.01.2021, 15:38

[...] Zack! Spiel aus. Wir haben dann einen Film geguckt :lol:

:P
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