Genau so geht's mir auch. Erstmal Daumen hoch, runter oder Mitte und dann im Meinungskasten begründen. So hochkomplexe Wertungssysteme wie die 100 % von GameStar führen nur dazu, dass Parameter wie Sound einfach so lange verschoben werden, bis die Endnote passt. Wirklich objektiv addieren wird das wohl niemand.
Das ist das nächste: Eine so detaillierte und ausgeklügelte Wertung gaukelt doch nur vor, objektiv zu sein. Ich kann mir gut vorstellen, dass in der Praxis so etwas mal passiert: Dass die Wertungen einfach ein wenig hin und her »gedreht« werden, bis die Endnote passt.
Ich möchte jetzt nicht schon wieder »Bodycount« hervorkramen ... nur weil ich genau das jetzt mal intensiv gespielt habe. Deswegen jetzt mal spontan ein paar Beispiele aus dem Handgelenk, die ich persönlich einfach obergenial finde:
Catherine (PS3)
Wie will man denn das bewerten? Spielprinzip: Nicht sonderlich originelle panische Puzzle-Action gepaart mit einer Art »Dating Sim«. Grafik: Eigentlich nix besonderes. Sound/Musik: Eigentlich auch nicht so richtig toll. Und trotzdem ist der Mix so skurril, dass ich das Spiel einfach grandios finde. Technisch nach Wertung käme da nix besonderes bei heraus. Trotzdem hat das Spiel bei mir deutlich einen Daumen hoch. Ich habe sogar in ganz Rosenheim mehrere Läden abgeklappert, bis ich endlich doch noch eine verschämte Kopie bei Karstadt gefunden habe.
Shadow of the Colossus (PS2/PS3)
Grafik/Präsentation: Grandios. Spielprinzip: Primitiv und nahezu immer wieder das selbe. Aber die Mischung ist einfach genial. Auch so eine Art Spiel gewordenes Kunstwerk. Tatsächlich habe ich das auf der PS2 gespielt bis zum umfallen und dann gleich noch einmal auf der PS3, als es dort heraus kam (und »ICO« auf der selben BluRay noch dazu).
Journey (PS3)
Noch so ein gespieltes Kunstwerk. Die Spielzeit mit 2 Stunden nahezu eine Frechheit. Und trotzdem ist das Spiel einfach nur wunderschön. Ich bekomme Gänsehaut, wenn ich nur daran denke. Auf der Scheibe bekommt man außerdem noch »Flower« und »flOw« dazu. Für Flower nimmt sogar meine Freundin das Joypad in die Hand.
Gerade die Spiele, die sich abseits vom Raster bewegen sind diejenigen, auf die ich zunehmend scharf bin. Und da interessiert mich eine detaillierte Wertung eigentlich gar nicht mehr.
Es kommt sowohl bei den Spielen als auch bei den Rezensionen noch etwas hinzu, was in der hektischen Facebook-»Ich habe 1536 Freunde und bin trotzdem sozial völlig im Eimer«-Generation völlig untergeht: Man muss sich auch mal Zeit nehmen. Sowohl für's spielen als auch für's lesen der Rezension. Ich kann mich an unzählige Testberichte von Boris oder Heinrich erinnern, wo man alleine schon beim Lesen geschmunzelt hat. Es hat einfach Spaß gebracht, die Hefte zu lesen. Das scheint mir heutzutage völlig unterzugehen. Nämlich genau deshalb, weil alles über einen Kamm geschoren wird.
Aber es gibt ja Foren, wie dieses hier!
Bis dennen,
Henrik