Ja, genau darum geht es: Der Hersteller eines Filmes verdient Geld damit, dass die Leute ins Kino gehen oder sich die DVD/BluRay kaufen. Wird er öffentlich gezeigt, dann verdient der Hersteller kein Geld mehr. Das ist beim Medium »Film« immanent in der Geschäftsidee enthalten. Völlig klar, dass das unterbunden werden soll.
Der Hersteller eines Spieles verdient aber kein Geld damit, indem er sein Spiel nur zeigt, sondern indem es verkauft oder verleiht. Dass ist bisher die Geschäftsidee gewesen. Nun sehen die Hersteller aber, dass andere damit Geld verdienen, indem sie das Spiel einfach spielen. Und glaube jetzt einfach mal, das weckt bei den Raffgier-Managern Begehrlichkeiten. Damit ändert sich aber erst einmal nichts an der eigentlichen Geschäftsidee, denn bevor ein Spiel gezeigt werden kann, muss es verkauft werden.
Um das andere Extrem hervor zu holen: Die Hersteller von Schachbrettern könnten mir der gleichen Begründung auch Geld an den Schachturnieren verdienen, denn hier wird ja auch die ganze Zeit das Schachbrett des Herstellers gezeigt (und die Schachuhr und der Tisch und die Stühle und die Wassergläser und die Kleidung der Spielenden und deren Brillen und der Schmuck an den Fingern und um den Hals und so weiter).
Fügt der Spielende dem Werk so viel eigene Kreativität hinzu, dass dieses als neue Schöpfung angesehen werden kann? Wenn ja: Dann darf er das natürlich der Öffentlichkeit zeigen. Bei einem öffentlich gezeigten Film ist das eher nicht der Fall. Aber ein Spiel ist ja überhaupt dazu gemacht, gespielt zu werden. Erst durch die Kreativität des Spielenden wird es überhaupt interessant. Sprich: Wenn ein Spiel nicht gespielt wird, will das sowieso keiner sehen. Die Hersteller stellen also ein Produkt her - das Spiel - welches überhaupt erst spannend wird, indem man sich damit beschäftigt. Nun darf man dieses »damit Beschäftigen« aber nicht öffentlich zeigen. Ich denke, da gibt es nun wirklich keine Rechtsgrundlage.
Der Hinweis auf die »Professionellen Let's Player« ist schon korrekt: Wie viele davon würden das noch machen, wenn sie kein Geld mehr damit verdienen würden? Ich glaube, die großen würden allesamt sehr schnell verschwinden. Auf der anderen Seite: Ja, ist ja wohl logisch, oder? Wer spendet seine nahezu gesamte Lebenszeit und sein Herzblut in ein Projekt, wenn er damit kein Geld mehr verdienen kann? Jeder von uns muss Geld verdienen, und diese Herr- und Damenschaften habe einen Weg gefunden, wie sie mit Spaß Geld verdienen können. Bei Gronkh's »Best of Daylight« habe ich mich sowas von weggeschmissen. Also eigentlich alles wunderbar.
Und dann sind wir bei der nächsten These: Die Herren und Damen sind nämlich eigentlich Entertainer. Die fügen genau durch ihre Sprüche und die lockere sympathische Art dem Spiel noch einmal deutlich einen eigenen Stempel auf. Wenn das nicht wäre, dann würde das keiner sehen wollen. Ich habe mich, lange bevor ich mich hier bei Pixelor.de angemeldet habe, auf Acrids und Montys Videos auf YouTube eingeschossen, weil die das einfach alles total nett erklären. Bei Gronkh, Sarazar und wie sie alle heißen, ist genau das selbe der Fall. Und nun wollen die Spiele-Hersteller also ohne auch nur einen Finger gerührt zu haben, an dieser Leistung mitverdienen.
Dass die Lage bei Vorabversionen noch einmal eine andere ist, sehe ich logischerweise ein. Wenn die Hersteller den Let's-Playern einen Gefallen tun, indem sie das Spiel vorher an die Herrschaften liefern, dann wollen die natürlich ein Mitspracherecht am Veröffentlichten haben. Man muss es ja nicht machen. Sarazar startet zum Beispiel seit vorgestern einen »Let's Play« zu Alien Isolation, also genau am Veröffentlichungstag des Spiels. Warum soll der sich an irgend welche zusätzlichen Vereinbarungen halten, obwohl er dem Hersteller für das Spiel sowieso schon Geld gegeben hat?