So, nach knapp sechs Stunden Spielzeit auf der Uhr, kann ich mal ein wenig zur deutschen PS4-Version von "Resident Evil VII Biohazard" schreiben.
Auf nach Louisiana zum Anwesen der Familie Baker heißt es für Serienneuling und Hauptprotagonist Ethan Winters, als er eine Nachricht von seiner seit drei Jahren als vermisst geltenden Frau Mia erhält, wobei Anwesen wohl nicht die passende Bezeichnung darstellt. Riesige, komplett vermüllte Bruchbude trifft es wohl eher und wer den Film "Texas Chainsaw Massacre - The Beginning" gesehen hat, hat eine ungefähre Vorstellung davon wie es dort ausschaut.
Anders als in den bisherigen Hauptteilen der Serie, wird Teil 7 komplett in der 1st-Person Perspektive gezockt - auf der PS4 wahlweise auch in VR aber dazu später mehr. Hat sich die Reihe ab dem vierten Teil mehr und mehr vom ursprünglichen Survival Horror-Konzept verabschiedet und ihren traurigen Höhepunkt mit dem actiongeladenen sechsten Teil erreicht, besinnt sich der neueste Ableger wieder zurück auf seine Horror-Wurzeln, lässt den Spieler mit angsterfüllten Blick auf den begrenzten Munitionsvorrat durch dunkle Flure schleichen, Kräuter mischen und hin und wieder ein kleineres Kombinationsrätsel lösen oder Schlüssel für spezielle Türen suchen.
Zur Story selbst kann ich ehrlich gesagt noch nicht viel sagen, allerdings hat das bisherige noch überhaupt nichts mit der Reihe rund um die Spencers, Ahscrofts, Weskers & Co zu tun. Zwischendurch zitiert man sich zwar selbst, beispielsweise wenn man eine defekte Schrotflinte durch eine intakte austauschen muss, aber das ist es bislang auch gewesen. Das gilt allerdings vornehmlich für Story, nicht für das Gameplay selbst. Speicherräume mit Inventarkisten in denen man durchatmen kann sind beispielsweise ebenso vorhanden wie die Möglichkeit Munition anzufertigen oder bereits erwähnte Kräuter zumischen. Generell spielt es sich trotz ungewohnter Ego-Perspektive sehr intuitiv und die Steuerung inkl. Zielmodus und Inventarverwaltung bereiten keinerlei Probleme.
Die Kämpfe sind bislang sehr abwechslungsreich und spannend gestaltet, allerdings bin ich auch noch nicht auf so viele Gegner gestoßen. Anfangs macht einem vor allem Familienoberhaupt Jake das Leben zur Hölle. Einer Mischung aus Walter White, Michael Myers und Nemesis aus dem dritten Teil der Hauptreihe, denn der Kerl will einfach nicht sterben. Später trifft man dann auf Schleimmonster welche an die erste Revelations-Episode erinnern und mit der Mutter des Hauses, Marguerite, habe ich ebenfalls schon Bekanntschaft gemacht. Die Bosskämpfe gegen Jake und Marguerite Baker sind dabei sehr gut inszeniert, die anderen Gegner kann man hingegen mit ein Paar sauberen Kopfschüssen erledigen aber wenn sie urplötzlich vor einem Stehen kann einem schon mal kurz das Herz in die Hose rutschen
In Sachen Selbstverteidigung habe ich neben Axt, Messer und Pistole bereits mit der Schrotflinte, dem Granatenwerfer, einem Flammenwerfer Marke Eigenbau sowie einer Kettensäge herumfuhrwerken dürfen. Es ist also nicht so, dass man völlig wehrlos dasteht, allerdings sollte man trotzdem immer ein Auge auf seinen Munitionsvorrat haben.
In Sachen Gore und Splatter macht der siebte Teil dabei absolut keine Gefangenen und man muss sich wundern, dass das Spiel in der Form überhaupt eine Freigabe erhalten hat (kann sich in dem Zusammenhang noch jemand an die PAL-Fassung von Resident Evil III - Nemesis erinnern?). Ob es abgesägte Hände sind oder halbierte Schädel wobei literweise der rote Lebenssaft spritzt - Resident Evil VII ist absolut nichts für seichte Gemüter.
Technisch macht das Spiel einen sehr sauberen und gelungenen Eindruck. Und auch wenn hier und dort eine matschige Textur auftaucht, stört das nicht den guten Gesamteindruck. Die vielen Licht- und Schatteneffekte erzeugen gemeinsam mit der sehr guten Soundkulisse eine beängstigende Atmosphäre die ihresgleichen sucht. Morsche Dielen knarzen, der Wind heult und zerrt an der losen Fassade, Kerzen werfen Schatten an die Wand und auch die gelungene deutsche Sprachausgabe sowie der dosiert verabreichte Soundtrack tragen ihren Teil zur gelungenen Gesamtatmosphäre bei. Hier und dort gibt es zwar einige sehr kantige Objekte an denen man besser noch einmal Hand angelegt hätte und gleich zu Anfangs, wenn man das Anwesen noch bei Tageslicht betritt, wäre einfallender Lichtschein durch die Fenster ebenfalls nett gewesen aber gut, es ist halt nicht so.
Wie eingangs geschrieben, kann man das Spiel auch komplett in VR spielen und das ist, und hier übertreibe ich wirklich nicht, eines der intensivsten Horror-/Gruselerlebnisse die ich bislang erfahren konnte/musste. Ich persönlich empfinde es stellenweise als so heftig, dass ich im normalen TV-Modus weitergespielt oder eine längere Pause eingelegt habe - mein Hund, der sich ins Zimmer schleicht und standardmäßig an meinem Bein Kratzt um Leckerlis einzufordern, trägt übrigens eine gehörige MItschuld daran.
Nein wirklich, dass ist noch einmal eine ganz andere Qualität und Dimension von Horror bei der man wirklich nur den Hut vor Capcom ziehen kann - wenn man vor Jake flüchte oder sich vor Marguerite versteckt...mein Gott, da geht der Puls aber ordentlich hoch - die Immersion ist bislang wirklich einzigartig.
Unabhängig davon spielt sich der VR-Modus ein klein wenig anders als der TV-Modus. Drehungen werden in 30 Grad-Schritten vollzogen, bei Sprüngen in den Abgrund oder ähnlichen Aktionen, blendet das Spiel schwarze Balken ein. Vermutlich um den Magen des Spielers nicht durchdrehen zu lassen. Gezielt wird mit den Augen, bzw. dem Kopf, was ausgesprochen gut, ja sogar besser als mit dem Controller funktioniert.
Man darf aber auch nicht verschweigen, dass es hier und dort zu technischen Problemen in Form von Clippingfehlern kommt und das Spiel in VR an den Kanten stellenweise recht stark flimmert. Das soll auf der PS4 Pro wohl nicht mehr so sein aber das kann ich mangels Hardware nicht bestätigen.
Unabhängig davon sollte das zumindest Jeder mal ausprobiert haben.
Also bislang bin ich mit dem Spiel wirklich sehr zufrieden, auch wenn ich mir gewünscht hätte, dass man sich in Sachen Story etwas mehr an den Originalen orientiert aber ich bin ja auch noch nicht durch und wer weiß, was dort noch auf mich wartet?...
Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Gunlord« (29.01.2017, 21:04)