Ich habe mich die letzten Tage durch Bioshock gespielt - oder sagen wir mal besser »hindurch gequält« - und es bis zum Ende gebracht. Ich habe das Spiel vor einigen Jahren schon mal begonnen und es dann aber abgebrochen, weil ich mit den Kämpfen gegen die sogenannten »Big Daddies« nicht klar kam; das sind die fiesesten Gegner im Spiel. Nachdem einige im Forum gemeint hätten, dass Bioshock so toll wäre, habe ich es dann noch einmal probiert. Naja ...
Präsentation
Ich fange mal mit dem Positiven an: Das Spiel hat eine umwerfende Präsentation. Das beginnt bei der detaillierten Grafik und den liebevoll mit lauter kleinen Details ausgeschmückten Levels. Das ganze spielt ja in einer Unterwasserstadt, und überall leckt es mal hier mal dort. Und das Wasser sieht wirklich hervorragend aus. Auch der Blick nach draußen auf den Meeresgrund ist phantastisch. Und das Interieur steht dem in nichts nach. Der gute Eindruck geht weiter bei der äußerst gut gelungene deutsche Synchronisation sowie der schriftliche Übersetzung.
Naja, und dann hat das Spiel nicht nur eine geniale Idee - Unterwasserstadt mit der Technologie der 60er Jahre - nein, diese wird auch mit Leben gefüllt. Das sieht nicht nur aus wie die 60er, es fühlt sich dank optischer Gestaltung und Musik aus dieser Zeitperiode auch so an. Hinzu kommt dann diese wirklich abgefahrene Idee mit den »Big Daddies«, den »Little Sisters«, dem ADAM, den Plasmiden und so weiter. Und dann gibt es auch noch mehrere Story-Wendungen, die man so nicht erwartet hätte. So weit wäre das Spiel eigentlich perfekt ... wenn nicht ...
Die Kämpfe
Ja, wenn das eigentliche Spiel denn nicht wäre. Das Ganze ist ein 1st-Person 3D-Shooter mit einigen simplen Puzzle-Elementen. Die sind zwar komplexer als das Suchen der bunten ID-Karten im Ur-Doom, aber eben auch nur gerade eben mal so. Übrig bleibt ein Shooter, in dem man verschiedene Waffen zur Verfügung hat. Jede Waffe hat drei verschiedene Munitionsarten und man kann sie aufrüsten (Feuerkraft, Feuergeschwindigkeit, usw.). Dann gibt es noch die »Plasmide« im Spiel, das sind verschiedene paranormale Fähigkeiten, die man sich mit Hilfe des ADAM aneignen und ebenfalls aufrüsten kann kann. In der Praxis sind das wiederum nur weitere Extrawaffen, deren spezielle Fähigkeiten so gut wie gar nicht spieltechnisch eingesetzt werden. Das was zum Beispiel Metroid Prime [GC] so genial umsetzt - das stückweise erweitern der Spielewelt durch neue Fähigkeiten - ist hier nahezu nicht vorhanden. Schade.
Viel schwerer wiegen aber die eigentlichen Kämpfe. Also das direkte agieren mit dem Einwohnern der Welt. Ich habe keinen einzigen Kampf im Spiel erlebt, der bei mir am Pad der PS3 nicht in äußerst hektischem Herumgefummel ausgeartet wäre. Und zwar deshalb, weil die Steuerung zu träge reagiert. Ich habe mit Vergnügen Doom und Dead Space auf der PS3 gespielt, sogar mehrfach und konnte bei beiden Spielen ganz präzise die Gegner erledigen. Zwar erst nach einer gewissen Einarbeitungszeit, aber genau das macht ein gutes Spieledesign ja auch aus. Bei Bioshock hatte ich zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, die Steuerung zu beherrschen.
Einen Gegner bekommt man noch ganz gut erledigt. Bei zwei Gegner ist es schon echt unangenehm. Ab drei Gegnern hatte ich keine Chance mehr. Drei Gegner plus Big Daddie: Gute Nacht! Hinzu kommen auch noch die fahrigen schnellen Bewegungen der Gegner und die grundsätzlich düstere Umgebungsoptik, von der sich die Gegner fast nicht abheben.
Jetzt kommt der schlimmste Fauxpas des Spiels: Es ist nämlich dank der nahezu allgegenwärtigen und immer funktionsbereiten Wiederbelebungskammern völlig egal. Wenn man hops geht, bekommt man ein wenig Lebensenergie verpasst, wacht in der letzten Kammer auf und läuft dann eben wieder zu der Stelle, wo man eben gemeuchelt wurde. Mit dieser Methode habe ich sogar mal einen Big Daddie mit einem Schraubenschlüssel - also der stärkste Gegner im Spiel mit der schwächsten Waffe im Spiel - platt gemacht, einfach weil ich Verbandskästen sparen wollte und keine Munition mehr hatte. Außerdem regenerieren die Gegner nach einer gewissen Zeit. Also einfach mal einen Level »befrieden« um sich dann in Ruhe umzusehen ist einfach nicht drin.
Das macht das Spiel in der schlussendlichen Logik ziemlich beliebig und lässt einen Fragen, wozu man sich überhaupt die ganze Mühe gibt.
Dazu passt dann auch noch ganz gut, dass der Endgegner im Spiel mit der richtigen Bewaffnung wirklich richtig einfach zu besiegen ist. Aber zu dem Zeitpunkt war mir echt schon alles egal.
Subjektives Fazit
Ich wäre bei einer Bewertung hin und her gerissen: Wie gesagt ist die Story und die Präsentation grandios. Das eigentliche Spiel ist aber bei weitem nicht zu Ende gedacht. Die genannten Schwächen im Spiele-Design wirkten bei mir als echte Motivationskiller. Ab der Hälfte wollte ich es einfach nur noch hinter mich bringen. Ich kann mir keinen Reim darauf machen, warum das Spiel bei Veröffentlichung überall 90er-Wertungen bekommen hat. Das Spiel ist wahrlich auch nicht schlecht. Aber je nach Sichtweise hätte ich eine Wertung zwischen 78% und 85% verstehen können. Aber doch bitte nicht über 90%!
Ich bin jedenfalls so abgeschreckt, dass ich die weiteren Bioshock-Teile sicherlich nicht anfassen werde.