Seit etwa einem Monat steht eine Xbox Series S bei mir zu Hause und mir ein Bedürfnis, darüber zu erzählen. Die Konsole hatte ich seinerzeit vorbestellt und auch recht genaue Vorstellungen, wofür ich sie benutzen will. Wobei da muss ich ausholen, denn an sich stand gar keine Anschaffung auf dem Plan. Sowohl bei der angekündigten Playstation 5 noch bei der Xbox Series X ließ mich das Start-Lineup eher kalt. Im Wohnzimmer hängt auch ein 1080p-Fernseher, der auf absehbare Zeit sicher nicht ausgetauscht wird. Bei dem Ausblick sind die Konsolen mir auch zu teuer.
Nun stellte Microsoft auch die Series S vor, die auf den ersten Blick wie ein schlechter Kompromiss wirkt: Kein Bluray-Laufwerk, eine mager bemessene SSD, deutlich niedrigere Systemleistung. Auf der Habenseite ist sie aber auch gut 200€ günstiger als ihr großer Bruder, bietet für 1080p-Fernseher offenbar genügend Leistung und eine kompakte Bauform mit ziemlich leisem Lüfter. Die Spielepresse stellt die Konsole jedenfalls als Notnagel für Gelegenheitsspieler dar.
Dazu sei aber kurz erwähnt, dass ich vor der Playstation 4 hauptsächlich auf der Xbox 360 gespielt habe. Die XBOX One hatte ich ausgelassen, wobei mich die Abwärtskompatibilität der Konsole schon lange reizt und meine 360-Spielebibliothek zu gerne umgezogen wäre
So kam dann auch der Gedanke zur Zweitkonsole… die aber leistungsmäßig über meiner PS4 Pro liegen würde. Folgende Erwartung: Neues Heim für meine XBOX 360 Sammlung mit besseren Controller, einige XBOX One Spiele mit dem Game Pass nachholen, interessante Nextgen-Spiele werden auch kommen und Cyberpunk 2077 auf einer leisen Konsole genießen. Bzw sobald die Leistungsanforderung von Spielen höher ausfallen, wird auch die PS5 mit Bluray-Laufwerk wieder interessant. Damit mir die knappe SSD-Kapazität nicht den Spaß versalzt, habe ich auch Kostengründen erstmal eine HDD eingeplant.
Dann kam die Konsole und in Folge eine Reihe von Überraschungen:
Die Einrichtung ging angenehm komfortabel mit einer Smartphone-App von der Hand
Spiele-Downloads sind etwa 15 bis 20 % kleiner als auf der Series X
Die Konsole ist konsequent darauf ausgelegt, ständig online zu sein. So werden auch Spielstände in der Cloud abgelegt.
Allerdings schaltet die Konsole bei gekappter Internet-Verbindung automatisch in eine Art Offline-Mode und scheinbar werden auch Spielstände lokal gesichert. “Scheinbar” deshalb, weil es sonst nirgends einen Hinweis gibt, wo sich Savestates befinden.
Im Netz kursieren dazu noch Hinweise, dass Offline-Gameplay nur mit Spielen funktioniert, die direkt auf der XBOX Series S|X installiert wurden. Wird zb die Festplatte einer vorhandenen XBOX One genutzt, geht das nur online oder die Spiele müssen vorab für die Konsole abgeglichen werden.
Das sogenannte Quick Resume ist ein regelrechter Spaß-Booster.
An sich ist der Effekt vergleichbar mit dem Standby Modus auf der Switch. Nur funktioniert das hier mit mehreren Spielen parallel.
Allerdings funktioniert Quick Resume nicht dauerhaft, sondern mehr bei den jüngst gespielten Spielen und bei älteren Titeln scheinbar nur in Einzelfällen.
Man kann über die Abwärtskompatibilität die Konsole ganz offiziell für den Developer-Modus freischalten. Dazu braucht man die entsprechende App und eine Registrierung bei Microsoft. Ich habe das hier gemacht. Die Registrierungsgebühr als Einzel-Entwickler kostet etwa 17€ und es ist dann möglich, die Konsole mit Visual Studio zu koppeln oder UWP-Anwendungen zu installieren
Das machte im Netz die Runde, als rauskam, dass man auf der Series S in dem Modus Retroarch installieren kann. Habe ich allerdings bisher noch nicht versucht. Ich finde die Nummer mit VS allerdings schon sehr cool.
Soweit so gut, doch mal zurück zu meiner Erwartungshaltung
Die Konsole ist wirklich sehr leise. Auf dem Sofa höre ich nichts davon und auch wenn man nah rangeht, ist es ein stilles Säuseln.
Die XBOX-360-Klassiker laufen besser als auf der Original-Konsole und wirken durch hochskalierte Grafik überwiegend sogar schöner.
Allerdings entpuppte sich die Erwartung auf volle Kompatibilität der bestehenden Sammlung als Trugschluss. Von meinen etwa 130 Spielen stehen nur etwa 100 zum Download bereit.
Dabei finde ich ärgerlich, dass es vor allem namhafte AAA-Spiele fehlen. Nun, wenn ein Tomb Raider Definitive Edition im Sale 3€ kostet, ist das halb so wild, aber so fehlen zb Skyrim, Assassin’s Creed Black Flag oder GTA 5 (GTA spiele ich zwar nicht, finde es dennoch bemerkenswert).
Ebenfalls fehlen wohl sämtliche Spiele aus dem ehemaligen Indie-Programm von Microsoft und sonstigen Titeln, die aus dem Store entfernt worden sind (Ausnahme ist bei mir Forza Horizon, welches plötzlich wieder da war). Die lassen sich allerdings selbst auf der 360 inzwischen nicht mehr herunterladen.
Auf der Series X werden abwärtskompatible Spiele nicht nur hochskaliert, sondern oftmals auch auf 60fps gebracht. Auf der Series S gibt es bis auf Ausnahmen wohl einen Lock auf 30fps. Warum das so ist, erschließt sich mir nicht. Vielleicht wird das ja noch nachgereicht.
Panzer Dragoon Orta ist so eine Ausnahme und sah noch nie besser aus.
Der Controller liegt gut in der Hand und hat das haptisch beste Digikreuz, welches mir bei modernen Konsolen untergekommen ist. Mir gefällt auch die geriffelte Unterseite.
Der Gamepass ist ein Knaller. Ich hatte zuvor auf der PS4 auch Playstation Now probiert, was mMn schon ein gutes Angebot war, aber die Gamepass-Bibliothek spielt qualitativ in einer ganz anderen Liga. Praktisch alle First-Party-Titel sind dabei und auch sonst ist die Sammlung sehr gut zusammengestellt. EA-Play Standard ist auch mit inbegriffen.
Raytracing ist schon cool. Bei den bisherigen Spielen finde ich es aber mehr was für den Wow-Moment zwischendurch. Denn so sehr fällt das im Spiel gar nicht auf, es sei denn die gezeigte Szene zeigt viele Spiegelungen oder besondere Schattenspiele. Leider gibt es bislang nicht viele Spiele, wo man das richtig zu sehen bekommt. Ich habe hier ManEater als Anschauungsobjekt, was jetzt grafisch nicht unbedingt Bäume ausreißt. Jedoch machen einige Momente im Dämmerlicht schon einiges her.
Zusammengefasst hatte ich selten so viel Spaß mit einer Konsole direkt nach Launch. Außer den fehlenden XBOX-360-Games habe ich auch nichts wirklich gefunden, was mMn ein Ärgernis darstellt. Eher wurden meine Erwartungen sogar etwas übertroffen.
Allerdings hinterlässt die Benutzerführung der Konsole etwas gemischte Gefühle. An sich gefällt mir die Struktur gut. Die UI ist verschachtelter und auch weniger elegant als bei meiner PS4 Pro oder der Switch, aber es findet sich dennoch das meiste dort, wo man es erwartet und lässt sich auch recht bequem auf die eigenen Bedürfnisse anpassen bzw einschränken. Leider gilt das nicht unbedingt für Systemeinstellungen oder Systeminformationen. Vor allem sind die Einstellmöglichkeiten teils untererklärt.
Was bei der XBOX Series S mMn momentan nicht abschätzen lässt, wie gut sie zukünftig unterstützt wird. Zwar werden auf lange Sicht XBOX-Series-Titel darauf laufen, nur manche Spielehersteller beschränken die Technik für die Series S etwa auf dem Level der XBOX One X (so zB Capcom bei Devil May Cry 5). Da sich im Spielejournalismus auch wenig um die kleine Konsole geschert wird, würde ich mich jedenfalls nicht wundern, wenn dieses Beispiel Schule macht.
Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von »v3to« (20.12.2020, 03:05)
Die Series S wird hier als Zweitkonsole neben der PS5 sicherlich über kurz oder lang Einzug halten, was neben dem generellen Konzept und den MS-exklusiven Spielen vor allem am
Gamepass liegt. Einen Großteil der Spiele zocke ich ohnehin nur ein einziges mal und einige davon auch gar nicht durch, von daher kommt mir so ein Konzept sehr entgegen.
Sollte hier mal ein Titel dabei sein, der außergewöhnlich gut ist, kann ich ihn immer noch auf Disc nachkaufen. Nach und nach wird die Series S sicherlich auch noch ein wenig im Preis gesenkt werden oder es werden direkt ansprechende Bundles mit dem Gamepass veröffentlicht.
Sollte hier mal ein Titel dabei sein, der außergewöhnlich gut ist, kann ich ihn immer noch auf Disc nachkaufen.
Disc? Dann meinst du aber vermutlich XBox Series X, denn die Series S hat ja keinen Scheibletten-Slot. Oder ich habe dich falsch verstanden.
Meine XBox Series S ist seit Donnerstag da. Seitdem läuft auch Cyberpunk 2077. Was soll ich sagen? 300 € waren wirklich gut investiert. Meine erste Konsole so kurz nach dem Launch! 500 € wären für mein Spielverhalten definitiv einfach zu viel gewesen. Außerdem sieht die schmale weiße Box, die im Fach unter dem TV sehr gut hineinpasst, richtig schick aus. Gamepass habe ich mir ebenso gegönnt und direkt Unravel installiert, was ich mir zwischendurch mal anschauen möchte. Mehr schaffe ich zeitlich gar nicht. 500 GB werden vermutlich eher bei den Next-Gen-Titeln wirklich knapp werden. Aktuell komme ich damit prima aus.
Was bei der XBOX Series S mMn momentan nicht abschätzen lässt, wie gut sie zukünftig unterstützt wird. Zwar werden auf lange Sicht XBOX-Series-Titel darauf laufen, nur manche Spielehersteller beschränken die Technik für die Series S etwa auf dem Level der XBOX One X (so zB Capcom bei Devil May Cry 5). Da sich im Spielejournalismus auch wenig um die kleine Konsole geschert wird, würde ich mich jedenfalls nicht wundern, wenn dieses Beispiel Schule macht.
Da bin ich auch gespannt. Allerdings würde damit ein großer Teil der potenziellen Käufer in einem lukrativen geschlossenen Ökosystem wegfallen. Gerade jetzt, wo die XBox Series X gar nicht oder nur sehr eingeschränkt zu haben und die Series S durchweg recht gut verfügbar ist, dürften die Verkäufe der Series S vom Start weg höher sein als bei der One S. Daher glaube ich, dass diese (Art der) Vernachlässigung, wenn überhaupt, nur am Ende der Konsolengeneration eintreten wird. Was wir sicherlich etwas früher erleben werden, ist das, was der One S hinsichtlich der schlechteren Performance passiert ist. Du hast ja ein Beispiel genannt. Aber solange sich zum Beispiel "Devil May Cry 5" gut spielt und die Grafik immer noch okay ist, stört es mich nicht.
Außerdem ist es mit dem Gamepass alles nur noch halb so schlimm, weil es dann einfach von der Platte gefegt wird, wenn es mir kein Spaß macht. Und wenn ich mir ein Spiel digital kaufen möchte, informiere ich mich vorher, ob es auf der Series S mindestens zufriedenstellend läuft. Ansonsten verzichte ich auf das Spiel und kaufe es mir gegebenenfalls später in einer der nächsten Konsolengenerationen, sofern die Abwärtskompatibilität von Microsoft weitergeführt wird. Die Hersteller der Spiele bestrafen damit sich selbst, nicht mich. Denn inzwischen gibt es ja so viele Spiele, da findet sich immer eine Alternative. Und wenn ich sie nicht mehr im XBox Store finden sollte, habe ich noch die Wii, die PS3 und die älteren Games bei GOG und Steam, die ich selbst noch auf dem Notebook spielen kann.
Eigentlich hätte ich keine Konsole gebraucht, aber ein modernes Zocksystem für's Wohnzimmer musste schon sein, damit ich mich nicht nur im Keller, in meiner künftigen "Männerhöhle", aufhalte. Auch habe ich erreicht, dass meine beiden Söhne aus ihren Zimmern zum Spielen ins Wohnzimmer kommen und hierdurch die Familie wieder vereint ist, was zuvor sehr selten der Fall war.
Disc? Dann meinst du aber vermutlich XBox Series X, denn die Series S hat ja keinen Scheibletten-Slot. Oder ich habe dich falsch verstanden.
Nein, da die Series S ohnehin als Zweitgerät neben der PS5 herhalten soll. Sollte es einen entsprechenden Titel dann als Retail-Version auf der PS5 geben, wird er im Zweifelsfall nachgekauft.
Wie funktioniert das mit der Abwärtskompatibilität konkret? Ich habe etliche XBox-360-Spiele auf Disc. Die meisten aus USA oder Asien. Kann ich die einfach ins Laufwerk der Series X legen und dann starten die? Umfasst die Kompatibilität sämtliche alten 360-Spiele? Die meisten, die ich habe, sind natürlich keine weltweit bekannten Super-Hit-Titel, sondern eher Nische.
Bei der Series X kann man zwar die Disc-Versionen nutzen, jedoch wird die Abwärtskompatibilität über gepatchte Versionen erreicht. Soweit ich weiß, lädt man quasi die entsprechende Version erst runter und kann dann spielen.
Es ist auch eine gute Frage, wie viele bzw welche Spiele das umfasst. Wie zuvor geschrieben, habe ich etwa 130 XBOX 360 Spiele, von denen etwa 100 auf der neuen Konsole laufen. Die Ausbeute war bei Indie-Titeln enorm. Aber es fehlen zb die Titel komplett, die damals über das Indie-Developer-Programm vermarktet wurden (bei mir waren das Escape Goat, Arcadecraft und Vorpal) und auch diverse Spiele, welche bei der XBOX One ein HD-Remaster bekamen. Ach, und die Spiele, von denen weiterführende Lizenzen abgelaufen waren, gehen auch nicht - zb After Burner Climax oder Sega Ralley 2.
Na dann werden meine Lieblingsspiele bestimmt nicht funktionieren. Kaum vorstellbar, dass sich Microsoft um z. B. Shoot 'em ups von Triangle Service kümmert.
Grundsätzlich sind die neuen Konsolen ja region free. Eine konkrete Angabe darüber, ob sie auch alte Spiele aus sämtlichen Regionen fressen, finde ich zwar nicht, aber die Überprüfung der Region steckt ja in den DVD-Laufwerken der alten Konsolen. Nicht irgendwo in der Software, welche in den Chips auf dem Mainboard steckt. Und die Laufwerke der neuen Konsolen checken die Region nicht. Von daher denke ich ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass die alten DVDs nicht abgelehnt werden. Aber dass es gepatchte Versionen kleiner Titel gibt, von denen nur ein paar hundert bzw. wenige tausend Exemplare in nur einer Region verkauft wurden, bezweifle ich tatsächlich stark. Naja, soooooo wichtig ist mir eine Series X oder S auch wieder nicht. Mir fallen zur Zeit nur ein oder zwei Series-S/X-Titel ein, die ich eventuell spielen würde.
Mittlerweile habe ich einige Disc-Spiele mit der Series X getestet. Es werden tatsächlich sämtliche Regionen akzeptiert. Die Regional Codes sind somit kein Problem. Aber für die meisten Spiele in meiner Sammlung gibt es schlicht keine Series S/X kompatiblen Downloads. Schade. Aber ich hatte es mit bereits vorher gedacht, dass nur die Mainstream-Spiele bedacht werden.