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02.10.2012, 20:48

Die fröhliche Spielecke

Test Drive


V.Ö.Jahr = 1987
Softwareschmiede = Accolade
Erschienen auf = C64, Amiga, Atari ST, PC
Genre = Rennsimulation
Programmierer = Don Mattrick, John Boechler u.a.
Spieler = 1


Diese Version: C64


Habt ihr sie auch so gerne wie ich?

Tollkühne Hobbyrennfahrer, die alles aus ihren Protzkisten auf den hiesigen Straßen rausholen, den Motor bei jeder Gelegenheit aufheulen und ordentlich die Reifen quietschen lassen damit auch der Letzte von ihrem schweren Bleifuß Notiz nimmt...

...naja gut, ich persönlich stehe solchen Leuten seit jeher verständnislos gegenüber, überhaupt: das Themengebiet Auto übt nur einen Bruchteil der Faszination bei mir aus wie bei den meisten meiner Geschlechtsgenossen.
Test Drive ist ein Spiel, daß mich trotz gnadenlos veralteter Grafik, Sound und anderer technischer Mängel in genau so einen Zeitgenossen reinversetzen läßt.

Sollte ich mit der Einschätzung danebenliegen, verbessert mich, aber soviel ich weiß, handelt es sich bei TEST DRIVE um ein illegales Rennen (? genaugenommen ist es ja kein Rennen, da ein Kontrahent fehlt), welches auf fünf verschiedenen Strecken entschieden wird.
Wir können dabei zwischen ebenfalls fünf unterschiedlichen Autotypen wählen als da wären:

- Lotus Esprit Turbo / Top Speed = 152 mph
- Lamborghini Countach / T.S. = 173 mph
- Porsche 911 Turbo / T.S. = 153 mph
- Ferrari Testarossa / T.S. = 181 mph
- Chevrolet Corvette / T.S. = 154 mph

Aber fangen wir ganz von vorne an.
Nach dem Titelscreen sieht man eine, auch aus heutiger Sicht, schön gezeichnete Animation, in der einem der stolze Autobesitzer zuzwinkert, die Tür schließt und mit dem Schlitten abdampft. Begleitet wird all das von einer bassig, kultig-knarzigen Titelmelodie.
Nach einer kurzen Ladezeit (die Ladezeiten sind, sobald das Spiel erstmal gestartet ist, auffallend kurz, was angenehm zum Spielfluß beiträgt) ist man auch schon im Auswahlmodus der einzelnen Karren angekommen.
Hier sind, jeweils unter einer hübsch gestalteten Grafik, die technischen Daten verzeichnet, bspw. in wievielen Sekunden die Maschine von 0 auf 100 kommt. Näher kann ich da nicht drauf eingehen, da mir das Know how fehlt.
Hat man sich ein Gefährt ausgesucht, startet die Grafik oberhalb ähnlich animiert wie bei der Anfangsdemo los Richtung Rennstrecke.



Schön gezeichnete Flitzer machen einem die Wahl zu Beginn schwer.

Das erste, was einem auffällt, daß man das Rennen mit Blick aufs Cockpit des jeweiligen Wagens bestreitet, welches mit einer auffallend realistischen Darstellung aufwarten kann.

(Auch hier bin ich mir nicht sicher, aber ich bin davon überzeugt, daß das Gro früherer Rennspiele eher die Außenansicht bzw. die Rückansicht der Autos darstellte, somit war Test Drive seiner Zeit ein Unikum und ein klarer Vorreiter heutiger Normen in diesem Genre; dito war TD eines der ersten Spiele, mit dem man real existierende Rennvehikel fahren konnte).

Dementsprechend enttäuschend und schlecht gealtert ist die Strecke und die entgegenkommenden Autos. Auch die Soundeffekte kommen über:"Man ahnt, was gemeint ist!" nicht hinaus, können in ihrer Monotonie und Bleepsigkeit sogar nerven, was bei derart alten Spielen nicht gerade selten ist. Den Sound abdrehen ist allerdings ein No go, da man die Motorengeräusche unbedingt für das Schalten benötigt.
Je nachdem, wie man es sieht trägt es zur Spiellust oder zum Frust bei: das Gänge schalten.



Man fährt mit einem detailgetreu gezeichneten Cockpit durch eine im Gegensatz dazu fade gestaltete Landschaft.


Pro:
Es trägt zu einem realistischem Fahrgefühl bei.

Contra:
Es ist nicht selten, daß man deswegen einen Crash baut bspw. wenn das Schalten einem in einer brenzligen Situation in die Quere kommt oder man die Drehzahl unterschätzt hat und den Motor überbelastet.
Auch muß man so schnell wie möglich zusehen, daß man auf eine ordentliche Geschwindigkeit kommt, da:

1. ...desto zügiger man ins Ziel kommt, desto höher sind die Punkte (logisch).
2. ...einem nach kurzer Zeit die Gesetzeshüter auf den Fersen sind, denen man nur bei angemessen hoher Geschwindigkeit entkommen kann.

Die Punkte sind relativ wichtig bei diesem Spiel, da das Game den Highscore speichert und man immer darauf bedacht ist, seine persönlichen Bestleistungen zu knacken (gut, auch logisch, allerdings ist das Speichern nicht selbstverständlich, deswegen wollt ich das nochmal hervorheben).
Das Rennen mit der Polizei ist im Grunde genommen bei unter 90 mph schon verloren, da man bei den kurvigen Strecken nur langsam an Geschwingkeit gewinnt, gleichgültig, welches Gefährt man gerade hat. Und das heißt im günstigsten Fall: Zeitverlust und ein Ticket. Im schlimmsten Fall (und das ist meistens so): gibt es dazu noch einen ordentlichen Crash, was mit die unfairste Stelle im Spiel ist, da einem für ca. eine halbe Minute bei voller Fahrt das Lenkrad gesperrt wird und man dabei bangen darf, nirgendwo reinzufahren. Wenigstens kann man nach einem Crash eine Pause einlegen, denn eine Pausenfunktion fehlt dem Spiel leider auch. Man kann also nur nach einem Crash, Ticket, Game Over bzw. Neustart oder zwischen den Strecken unterbrechen.


Nicht selbstverständlich: die Highscore wird für die Ewigkeit gespeichert.


Obwohl die entgegenkommenden Wagen häßlichst pixelig und mit nur wenigen Farben daherkommen, wird doch schon allein durch den Rückspiegel ein durchaus reeles Überholgefühl erzeugt.
Die Darstellung der Straße hingegen, auch wenn c64 typisch simpel gehalten, überzeugt mich schon eher, da hier auch auf Unebenheiten der Fahrbahn geachtet wurde, man also förmlich huppelige Stellen sieht.
Davon ab: würde dieses Rennen in der Realität stattfinden wäre diese Strecke nur etwas für lebensmüde Kandidaten: man läuft ständig Gefahr, bei dem überhöhtem Tempo (das gesamte Rennen findet in einer verkehrsberuhigten Zone mit max. 30 mph statt) entweder auf eine Felsenwand zu crashen, mit dem Gegenverkehr zu kollidieren dank des unübersichtlichen Streckenverlaufs oder doch gleich ganz in den Abgrund zu stürzen.


Nobel: Trotz etlicher Verstöße gegen die STVO wird man am Ende mit dem heißen Flitzer belohnt.

Über das Fahrverhalten der einzelnen Vehikel kann ich nur bedingt etwas sagen. Zum einen haben die unterschiedlichen Typen schon erhebliche Leistungsunterschiede unter der Haube. Zum anderen merkt man im Spiel selber nicht wirklich ob man nun in einem schnelleren Auto sitzt oder nicht. Rein subjektiv bin ich der Meinung, leichte Differenzen im Fahrgefühl auszumachen, weiß aber letztendlich nicht, ob ich mir dieses nur einbilde. Beispielsweise empfinde ich es so, daß sich der Lamborghini verhältnismäßig schwer fahren läßt, ich dafür im Ferrari meinen Favoriten ausgemacht habe. Ich kann mit ihm schnell hochschalten und so relativ zügig auf die Maximalgeschwindigkeit kommen. Das liegt glaube ich nicht daran, daß dieses Modell am meisten mph von allen schafft, sondern begründet sich wohl am ehesten auf die Schaltung, die bei allen Modellen unterschiedlich ist (variiert zw. 5-6 Gängen;bei der Corvette sogar digital!!!) und somit am ehesten ein anderes Fahrgefühl suggeriert. Die Unterschiede sind allerdings minimal.

Es kann angehen, daß es nur bei meiner Kopie so ist, ich tippe aber mal eher auf unausgereifte Programmierung: das Spiel hat einige unfaire Stellen. Zum einen die bereits erwähnte Lenkradsperre wenn ein Streifenwagen einen erwischt hat, zum anderen taucht manchmal wie aus dem Nichts Gegenverkehr auf, in den man dann unwillkürlich reinrasen muss!!
Auch bei der grafischen Gestaltung bin ich mir nicht sicher, ob nicht auch damals schon etwas mehr drin gewesen wäre. Die Felsen sind in diesem häßlichen C64 Braun gehalten (so sehr ich die Kiste liebe, einige Farben von ihm find ich richtig abstoßend; darunter fällt zum einen das Rosa und zum anderen das Braun).
Selbst die Risse in der Windschutzscheibe sind in dieser unschönen Farbe gehalten, für diese Schwarz nehmen wäre durchaus machbar gewesen.

Unterm Strich kann ich aber nur kleine Mängel ausfindig machen, die bei solch einem Pioniergame gern verzeihlich sind und auch nur gering das Spielvergnügen mindern.
Den Test of time hat das Spiel meiner Meinung nach bestanden, ich persönlich habe es erst vor ein paar Jahren für mich entdeckt, als Kind war mir das doch etwas zu knifflig.
Allerdings ist das Game inzwischen nur noch für low tech Liebhaber geeignet, da es grafisch und soundmäßig doch extrem unschön gealtert ist, was allein dieses Klientel verzeihen kann.

Bewertung:
Grafik= 7,5 von 10 Punkten
Sound= 7 von 10 Punkten
Gameplay/Langzeitmotivation= 8 von 10 Punkten
Gesamt= 75%

Sie leben!

Arne

yonkyū

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2

08.10.2012, 17:36

Re: Die fröhliche Spielecke

Das Spiel habe ich in der Amiga Fasssung geliebt.
Besonders beeindruckt hat mich dabei die Cockpitperspektive.
Heutzutage ein alter Hut, aber zu der Zeit ...

DustyBits

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3

08.10.2012, 19:16

Re: Die fröhliche Spielecke

Coole Schreibe !!!

Mir gehts genauso ... ich habe die AMIGA Fassung rauf und runter gespielt :-)

DustyBits

Pixelor-Team

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Beruf: Elektroniker

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4

08.10.2012, 19:31

Re: Die fröhliche Spielecke

Coole Schreibe !!!

Mir gehts genauso ... ich habe die AMIGA Fassung rauf und runter gespielt :-)

5

09.10.2012, 19:13

Re: Die fröhliche Spielecke

Zitat von »"DustyBits"«

Coole Schreibe !!!

Mir gehts genauso ... ich habe die AMIGA Fassung rauf und runter gespielt :-)
Danke für die Blumen. Nee, ich kenn nur die Brotkastenversion. Der Amiga hat hier aber klar die Nase vorn (muß nicht zwingend so sein), was ich bisher davon gesehen hab.

Hab beschlossen in Zukunft auch mal nicht so gute Games hier mit reinzunehmen. Aber als nächstes hab ich erstmal H.E.R.O., Into the eagle´s nest und Kung Fu Master(Atari 2600) im Auge.

Sie leben!