Da muss ich auch einmal ganz kurz einhaken: Sowohl
The Day After Tomorrow als auch
2012 sind keine Filme, in die man wegen der Schauspieler hinein geht. Tatsächlich habe ich aber GENAU DAS bei
The Day After Tomorrow getan: Ich habe mir den Film im Kino wegen Dennis Quaid angesehen, den ich wirklich mag und der vorher im Kino ziemlich unterrepräsentiert war. Und es gab so einige Momente in dem Film, wo er auch das tun konnte, was er kann: Nämlich schauspielern. Gleiches Prinzip bei
2012, den ich allerdings nicht im Kino gesehen habe: Ohne John Cusack wäre der Film furchtbar. Auch der kleine Gastauftritt von Woody Harrelson war sehr nett.
Es ist genau die Schauspielkunst dieser Menschen, die die Filme zu einem vielleicht nicht genialen Film aber doch zumindest ansehbar machen. Nämlich weil es genau diese Schauspieler verstehen, mit dem Wink des kleinen Fingers einen Charakter zum Leben zu erwecken.
[Nachtrag]
Zu spät gepostet - manchmal braucht das Schreiben eines Postings einfach Zeit - Dusty hat ja schon genau das obige gesagt.
Und damit sind wir bei diesem Thema:
... Und ich finde in den wenigsten Filmen ist es möglich Charaktere vernünftig auszuarbeiten, da schlicht die Zeit fehlt. ...
Das gilt aber eigentlich nur für Action-Kino, weil da eben ein Gutteil der Zeit für reine Schauwerte hops geht. Diese Zeit fehlt natürlich für die Charaktere. Deshalb sind guten Action-Filme ja gut, weil da eben auch Zeit für die Figuren genommen wird. Ich denke da mal an
Matrix: Wir erinnern uns an die Szene in dem weißen Raum, wo fast 10 Minuten nur erklärt und gelabert wird. Oder an
Terminator 2, wo John den Terminator auf dem Parkplatz erst einmal eine Weile ausfragt (»Steh' auf einem Bein!«) oder die Anfangs-Szenen mit Sarah in der Irrenanstalt. Es muss nicht viel sein, was da an den Charakteren gezeigt wird, aber es muss eben sein. Noch dazu wird Action-Kino natürlich noch effektvoller, wenn zwischendurch mal Ruhe ist.
Aber Du hast schon Recht: Das Hollywood-Kino hat irgend wann einmal gemerkt, dass sie im Prinzip nicht mehr gegen die Fernsehserien ankommen. Noch dazu können auch Drehbuchautoren gut Geld bei Fernsehserien verdienen, einfach nur dadurch, dass sie stetig etwas abliefern. Und eben nicht ein Drehbuch schreiben, welches dann im Schreibtisch eines Studio-Bosses verschimmelt. Die guten Leute wandern dadurch also auch zum Fernsehen.
Wie gesagt gilt das aber nur für Action-Kino. Bei nahezu allen anderen Filmgattungen habe die Macher durchaus die Zeit, Charaktere zu zeichnen. Ich denke da an zwei meiner Lieblingsfilme, beide aus Frankreich,
Fabelhafte Welt der Amelie und
Ziemlich Beste Freunde.
Bei Komödien gilt das um so mehr: Ich bin wegen Ben Stiller zwar immer ein wenig hin und her gerissen. Aber bei seinem
Meine Braut, Ihr Vater und ich bin ich jedes mal kleben geblieben, wenn der Im Fernsehen lief. Sein
Tropic Thunder finde ich sogar grenzgenial.
Oder Dramen: Ich habe
Crazy Heart ungesehen sofort auf DVD gekauft, weil ich den - ich Arschl*** - im Kino verpasst habe und ich wusste, dass der gut sein muss.
Gran Torino von und mit Clint Eastwood oder der letztens von mit entdeckte
Der große Crash. Ich LIEBE zum Beispiel
Die Brücken am Fluss,
Stadt der Engel (*schnüff*) und
Der englische Patient (*SCHNÜFF!!*). Hach ...
Meine Güte, sind das alles tolle Filme ... und alles genau wegen der Charaktere. Die bestehen aus nichts anderem, als aus Charakter-Zeichnungen.
So und jetzt sind wir bei dem Punkt, den ich die ganze Zeit postuliere, nicht nur hier im Forum: Ich mag kein Action-Kino mehr, eben genau WEIL die Charaktere zu Kurz kommen. Und Herr Boll setzt noch einen oben drauf, weil er sich bei gar nichts mehr Mühe gibt. Danke Herr Boll, Danke, dass sie uns als Zuschauer noch weiter abstumpfe, als wir es ohnehin schon sind.