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DustyBits

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13

11.07.2016, 14:41

Es kommt bei Spielen noch etwas sehr wichtiges hinzu: Nämlich die Interaktion und die damit verbundene »Aufmerksamkeitsbindung« des Spielers. Bei einem Film oder einem Theaterstück lehne ich mich entspannt zurück und tue, bis auf sehen, hören und gelegentlich am Getränk nippen oder Chips knabbern, nichts weiter. Meine Gehirnleistung ist komplett auf das dargebotene gerichtet und kann das gut verarbeiten.


Aber auch bei Filmen gibt es Beispiele, bei denen man getrost 10 Minuten aus dem Zimmer gehen kann, ohne relevantes verpasst zu haben. Gegenteiliges natürlich auch :-)

Bei einem Spiel ist aber zusätzlich - je nach Spiel mehr oder minder - die ganze Hand-Auge-Koordination gefragt, die Entscheidungsfindung ist konstant und massiv beteiligt - bei Actionspielen ja sogar im Millisekundenbereich - und vermutlich noch ein paar mehr Dinge, die ich gar nicht kenne. Da muss das Gehirn also viel mehr arbeiten. Käme jetzt noch eine komplexe Story oben drauf, wäre das Gehirn vermutlich bei vielen Spielern überfordert. Man stelle sich einen ständig quatschenden Hintergrundsprecher eine ständig eingeblendete Textnachrichten vor, welche die Story voran treiben, während man in irgend welchen Schlachten mit Monstern verstrickt ist. Das geht einfach nicht; man würde es ignorieren.


Deshalb erwähnte ich ausdrücklich Spiele, bei denen eine Story vernachlässigt werden kann - ich möchte ja nun nicht in jedem Spiel eine fette durchdachte Story dazu haben.
Mein Beispiel aus einem Posting zuvor - Doom 3 - hier fand ich die Audiologs usw. sehr interessant, relevant für das Spiel war es aber nicht. So bleibt mir persönlich die Wahl, ob ich mir das gebe ... oder auch nicht :-)

Also müssen die Spiele-Designer den Weg gehen, diese Informationen in nur kleinen Häppchen in ruhigen Phasen des Spiels zu verabreichen. In manchen Spielen kommt es dann zur erwähnten Vollbremsung des Spielablaufs. In anderen - in denen die Story größere Priorität beigemessen wird - muss dann wiederum zwangsweise das eigentliche Spiel etwas in den Hintergrund treten.


Siehe oben - ich rede hier nicht von der Pflicht einer Einarbeitung einer Story. Ich wünschte mir eine neue Entwicklung zu einer "neuen Erzählform". Wenn Resident Evil oder Silent Hill hier als hohes Niveau gelten, dann Prost Mahlzeit :-) Die Storys passen zu den Spielen und ich würde gar nicht viel an diesen Klassikern bzw. an diesen klassischen Genres ändern wollen. Denn genau diese "neue Erzählform" - mit der ich Einfluss auf Abläufe innerhalb eines Spiels habe - unterscheidet technisch vom Film. man hat bisher nur versucht in einem Spiel die Erzählform der alten Medien zu nutzen (Buch,Film). Ich möchte ... mehr :-)

Für meine These spricht, dass viele Personen schon mit der Haptik der Fernbedienugn ihres Smart-TVs überfordert sind. Da ist dann ja auch nicht mehr einfach nur entspanntes zugucken gefragt, nein, man muss durch zig Menüs durch, um das wie auch immer geartete Angebot zu finden, muss die Programme programmieren und so weiter. Bei einem Smart-TV kann man zur Not aber auch sagen: »Leck mich« und die Funktionen nicht nutzen. Bei einem Spiel hat das Spiel dann aber verloren, bzw. der Spieler hat sein Geld umsonst ausgegeben.


Das Argument ist keines :-) Genau so eine Zielgruppe könnte mit komplexeren Medien garnicht umgehen (und würde es auch gar nicht wollen). Diese Zielgruppe spielt Bejeweled oder Wimmelbildspiele auf dem iPad und gut ist :-)

Ich glaube eher, dass wir Storytechnisch - damit meine ich die Art der Erzählweise und wie diese den Spieler zu packen vermag - in Zukunft gar so viele bahnbrechende weitere Spiele sehen werden. So etwas wie Silent Hill, Resident Evil oder auch mein heißgeliebtes Deadly Premonition stellen vermutlich auch in Zukunft ein recht hohes Niveau dar.


Ich fürchte Du könntest recht haben hoffe aber inständig, dass man die Möglichkeiten des Mediums "Spiel" einmal komplett erfasst und nutzt :-)

henrikf

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  • »henrikf« ist der Autor dieses Themas

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14

11.07.2016, 18:40

Dusty, ich fürchte, Du hast mich komplett nicht verstanden. Meine These ist: Spiele können vermutlich gar keine komplexe Story erzählen UND gleichzeitig ein anspruchsvolles Spiel sein. Schlichtweg einfach, weil der menschliche Geist überfordert ist. Meine These ist weiter, dass Spiele deshalb entweder spielerisch klasse sind, die Story dann aber in den Hintergrund tritt (Beispiel: Actionspiele) oder genau umgekehrt, die Story ist gut ausgearbeitet, dann wird aber die genaue Interaktion mit dem Spiel in den Hintergrund gefahren (Beispiel: Visuelle Novellen).

Und nur noch mal zur genauen Begriffsdefinition: Mit »Story« meine ich damit in einem Spiel das, was man auch als Film oder mittels eines Buches wiedergeben könnte. Also die eigentliche Geschichte. Nicht wie sie erzählt wird, und welche Aufgaben der Spieler hat, sondern das, was man als Inhalt einem Kumpel erzählen würde.

Ich würde meine These als wiederlegt ansehen, wenn wir ein Spiel finden, welches sowohl spielerisch klasse ist als auch eine komplexe Story wiedergibt.

Ich glaube, dass es sich so ähnlich wie beim 2D-Film zum 3D-Film verhält: Wilde Kamerschwenks sind bei 2D zwar nicht so schön, aber noch in Ordnung, bei 3D tragen sie bestensfalls zur Verwirrung schlechtenfalls zur Übelkeit bei. Deswegen passen gute 3D-Filme höllisch darauf auf, dass sich die Kamera nicht zu sehr bewegt.
--== Island2Live / Henrik Fisch==--
Homepage: http://www.island2live.com/ deviantART: http://island2live.deviantart.com/
Spielt gerade: Yonder: The Cloud Catcher Chronicles

15

11.07.2016, 21:08

Ich würde meine These als wiederlegt ansehen, wenn wir ein Spiel finden, welches sowohl spielerisch klasse ist als auch eine komplexe Story wiedergibt.


Aber genau da liegt doch der Casus Knacktus :)

Jeder definiert das doch anders. Ich fand Beyond two Souls sowohl spielerisch als auch storytechnisch klasse.

Andere wiederum fanden nur ein Teil gut oder gar nix gut.
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16

12.07.2016, 00:28

Dusty, ich fürchte, Du hast mich komplett nicht verstanden. Meine These ist: Spiele können vermutlich gar keine komplexe Story erzählen UND gleichzeitig ein anspruchsvolles Spiel sein. Schlichtweg einfach, weil der menschliche Geist überfordert ist. Meine These ist weiter, dass Spiele deshalb entweder spielerisch klasse sind, die Story dann aber in den Hintergrund tritt (Beispiel: Actionspiele) oder genau umgekehrt, die Story ist gut ausgearbeitet, dann wird aber die genaue Interaktion mit dem Spiel in den Hintergrund gefahren (Beispiel: Visuelle Novellen).

Und nur noch mal zur genauen Begriffsdefinition: Mit »Story« meine ich damit in einem Spiel das, was man auch als Film oder mittels eines Buches wiedergeben könnte. Also die eigentliche Geschichte. Nicht wie sie erzählt wird, und welche Aufgaben der Spieler hat, sondern das, was man als Inhalt einem Kumpel erzählen würde.


Ich denke, wie ich bereits angedeutet habe, dass dies mit der Art der Erzählweise zutun hat. Über Lore geht einiges.

Ich würde meine These als wiederlegt ansehen, wenn wir ein Spiel finden, welches sowohl spielerisch klasse ist als auch eine komplexe Story wiedergibt.


Dark Souls!

Eben weil Dark Souls einen Weg wählt seine Geschichte zu erzählen, wie es einem Film oder einem auf die Story fokussierten Spiel nicht möglicht ist.

Das Problem was Du ansprichst betrifft nur Spiele die Versuchen wie Filme zu sein. Sie haben dann das Problem, neben der Story noch Spiel zu sein und schneiden meist in allen Belangen nicht gut ab. Weil sie ihre Kapazitäten nicht bündeln können. Ein Film kann sich auf die Story beschränken, ein Aktionspiel auf das Spiel. Viele versuchen Beides und machen es dann in der jeweiligen Kategorie schlechter. Telltales the Walking Dead ist schlechter als the Wire in Bezug aufs Storytelling und schlechter als Bayonetta was die Gameplaymechaniken angeht.

17

12.07.2016, 07:11

Übrigens, noch nebenbei angemerkt, und weil der Sir gerade das Interview mit Monty Mole veröffentlicht hat (siehe hier): Ich bin auch der Meinung, dass die Geschichte bei Spielen ziemlich nebensächlich ist...
Ich würde das nicht als allgemeingültige These stehen lassen, da Videospiele eben einen sehr großen Bereich abdecken.

Auf der einen Seite Spiele in klassischer Arcade-Manier wie bspw. Ghost ´n Goblins oder diverse Shoot em Ups bei denen halt die Spielmechanik stark im Fokus steht und auf der anderen Seite eben storylastige Titel wie Heavy Rain oder die zahlreichen Telltale-Spiele. Ausschließen muss sich dabei beides nicht zwangsläufig aber das eine kann ganz gut ohne das andere funktionieren.

Ich persönlich finde eine "gute" Geschichte in Videospielen schon sehr wichtig, auch wenn ich Monty zustimmen muss wenn er sagt, dass sich viele Spiele in Sachen Story gerade einmal auf dem Niveau von B-/C-Produktionen aus den 70ern bewegen. Selbst das oftmals zitierte "The last of us" hat keine umwerfende Story - ´sie ist nicht schlecht aber hier steht wohl eher die schauspielerische Leistung der Protagonisten im Vordergrund.

Selbst flache Storys wie sie beispielsweise das aktuelle Doom zu bieten hat finde ich angenehmer als wenn mir überhaupt keine Story geboten wird.