The Town of Light [PS4]
Ich habe dieses - wie soll man es nennen - »Adventure« noch nicht durch, aber ich denke, dass ich ein paar treffende Eindrücke schildern kann.
Es geht um die fiktive 16jährige Renée, die 1938 in die Psychatrie eingewiesen wurde. Jetzt, offenbar als Erwachsene, kehrt sie in das inzwischen ungenutzte und sich im Verfall befindliche Gebäude der Krankenanstalt zurück und erinnert sich zusammen mit dem Spieler an die Begebenheiten, die ihr widerfahren sind. Dabei erfährt man nicht nur von fürchterlichen Bedingungen in der Irrenanstalt, sondern auch von Misshandlungen.
Das Spiel basiert laut Entwickler auf wahren Begebenheiten, und das ist das größte Problem dieses »Spiels«. Denn ist im eigentlichen Sinne kein Spiel, sondern eher ein 1st-Person-Wimmelbild. Viel falsch kann man zudem in dem Spiel nicht machen, denn nicht nur erinnert Renée während des Spielverlaufs mit Erzählungen an das, was ihr widerfahren ist und was sie sich langsam wieder erinnert. Nein, sie wehrt sich auch standhaft hier und dort hinzugehen, solange man nicht den einen oder anderen wichtigen Gegenstand gefunden hat. Und trotz dieses betreuten Spielens findet man zum Beispiel die Fetzen ihres überall im Gebäude verstreut herum liegenden Tagebuchs nicht in der richtigen Reihenfolge. Es wird einem also ein Tagebuch in Art des Films »Memento« aufgezwungen.
Alle anderen eben unwichtigen Gegenstände kann man zwar ansehen und aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten. Aber die Interaktivität ist nutzlos, denn neun Zehntel aller Gegenstände sind ausschließlich Requisite.
The Town of Light [PS4]: Bleibt man im Spiel einfach mal stehen, dann sehen viele Kameraperspektiven fast wie Gemälde aus. Leider nutzt das Spiel die Möglichkeiten eines Spiels nicht aus.
Das wäre alles noch kein Thema - die Schilderungen von Renée sind dank sehr gut eingesprochenem deutschen Text recht eindrücklich - aber dem Spiel fehlt zum tieferen Erleben des Spielers eines: Atmosphäre. Ja, die Schilderungen sind schrecklich. Aber ein Spiel ist kein Hörbuch. Es kann mit optischen und akustischen Effekten sowie mit Musik und dann eben der Interaktivität eben so viel mehr, als ein Buch. Nur wird genau das in diesem Spiel kaum genutzt.
Gut, die 3D-Umgebung sieht schon gut gestaltet aus. Offenbar haben die Macher viel Mühe in die Umgebung gesteckt. Mir ist beim Spielen vor allem eines aufgefallen: Egal welche Perspektive man mit der Kamera einnimmt, oftmals wirkt das Standbild dann fast wie ein altes Gemälde. Das hat schon was. Gegen die detailverliebte Dreckigkeit eines »Resident Evil 7« kommt es dagegen keine Sekunde an. Selbst die 3D-Umgebung eines »Resident Evil 4« wirkt da stellenweise innovativer, zumal mit einigen wenigen technischen Problemen zu kämpfen hat (zum Beispiel behindert eine 10 cm hohe Matratze am Boden das Fortkommen, was im Jahre 2017 ziemliche lächerlich ist).
Gut, es gibt den einen oder anderen optischen Effekt, bei dem man sich ein klein wenig an »Silent Hill: Downpour« oder an »Amnesia: The Dark Descent« erinnert fühlt. Aber das wirkt aufgezwungen und eben nicht von der ernsten Story gestützt.
Musik dagegen oder gar atmosphärische Soundeffekte sucht man hier mit der Lupe. Selbst die melancholische Klaviermusik im Vorspann klingt in meinen Ohren ein wenig zu beliebig.
Das hat Spiel hat schon was. Man spürt förmlich, was daraus hätte werden können. In der vorliegenden Forum ist »The Town of Light« für mich ein Spiel, welches auf halbem Weg stecken geblieben und nicht fertig entwickelt wurde. Schade. Das hätte mir genau der selben Grafik und Story deutlich intensiver sein können. Mich hat es leider nicht gepackt.