Ich habe gestern den Nachmittag in
The Forest verbracht, und ich bin nicht mehr so begeistert von dem Spiel.
Meine Kritikpunkte sind ein schwer zu fassen. Das muss man eigentlich selber erleben. Es hat mit dem Grad des »Realismus« zu tun, den das Spiel vorgibt zu haben. Dabei leidet meiner Meinung nach das ganze Spielgefühl.
So habe ich Wände aus Baumstämmen rund um mein Refugium hochgezogen, um die Eingeborenen abwehren zu können. Aber das Positionieren der Wände erweist sich als äußerst hakelig und unübersichtlich. Wie eigentlich alles, was man in der Landschaft bauen kann.
Ich verweile im Moment auch in der Nähe eines Teiches, wodurch ich jeden Morgen meinen Durst einfach aus dem Teich löschen kann (und meine Spielfigur jedes mal ein leicht angeekeltes Geräusch von sich gibt). In dem Teich schwimmen Fische, so dass ich diese mit einem Speer fangen und braten kann. Die Probleme »Durst« und »Hunger« sind also gelöst. Denn, und jetzt kommt der Kritikpunkt, die Fische im Teich sind nach spätestens zwei Tagen alle wieder da. Das wird der Realismus also schon wieder ein wenig verbogen.
Um ein Feuer zu machen braucht man Steine, Stöcke und Blätter. Wobei das Spiel bei letzterem gerne auch Geldscheine nimmt. Die optisch auffällig und hübsch von den Bäumen herunter rieselnden Blätter kann man für die Feuerstelle aber nicht hernehmen. Dazu muss man Büsche kleinhacken. Ganz davon zu schweigen, dass das Spiel auch kein Holz als Brennmittel akzeptiert. Dabei fällt mir auch gleich noch auf, dass man »Stöcke« nicht aus »Baumstämmen« herstellen kann.
Tja, und dann das Crafting an sich: Die Zutaten für etwas, was man herstellen möchte, werden nicht benannt, sondern nur durch weiße Icons dargestellt. Bei Gegenständen, die man bereits im Inventar hat, findet man diese Icons auch wieder. Wenn man einen Gegenstand dagegen noch gar nie zu Gesicht bekommen hat, dann ist großes Rätselraten angesagt, was das Spiel denn meint, einem sagen zu wollen. So habe bin ich ewig nicht darauf gekommen, dass dieses gestrichelte weiße wie eine liegenden »8« aussende Etwas von Icon ein »Seil« sein soll. Nun gut, das ist vielleicht noch die Lernphase.
Weniger komisch finde ich die Bugs, die wohl im Spiel noch vorhanden sind. So musste ich bereits dreimal eine Feuerstelle neu bauen, weil die am nächste Morgen einfach verschwunden war. Oder plötzlich fehlte die Tür zu meiner Hütte, und zwei Tage später war sie wieder da. Das ist dann der Punkt, wo man anfängt dem Spiel nicht mehr zu trauen. Und das bei einem »Survival«-Spiel.
Tja, und als ich dann gestern Screenshots machen wollte, haben mich Krieger aus zwei unterschiedlichen Stämmen gleichzeitig angegriffen, die zufällig an meinen Camp vorbei kamen. Die haben sich auch einen Dreck um die eingangs erwähnte mühsam errichtete Palisade gekümmert, sondern auf diese einfach so lange eingeschlagen, bis sie eben kaputt war ... und einen Moment später hing ich dann wieder mal kopfüber am Seil.
So richtig Spaß bringt das alles im Moment nicht und ich überlege, ob ich das überhaupt noch weiter spielen soll. Dabei ist die Landschaft - und ich lehne mich jetzt nicht sonderlich weit aus dem Fenster - WUN-DER-HÜBSCH! Ständig fliegen Vögel durch die Gegend, das Wasser in den Teichen und in den Flüssen sieht klasse aus, überall gibt es Blumen und Sträucher, die Bäume sehen toll aus, die Sichtweite ist toll ... grafisch ist das Spiel ein großer Wurf.
Nur wenn das Spiel einen viel Mühe abverlangt, um ein bischen was auszubauen - wir sind wieder beim Realismus - und dieses Bischen dann mit einem Fingerschnippen kaputt gemacht wird. Dann fängt's an zu nerven.