Ich hab's gestern gespielt und bin einigermaßen angetan. Die Überflieger-Wertungen der meisten Tester kann ich allerdings auch nicht ganz verstehen, aber das ist meckern auf hohem Niveau und dazu komme ich später. Aber im Einzelnen:
Zunächst einmal haben wir hier »Resident Evil 2« im echten 3D-Look. Es spielt sich tatsächlich so wie »Resident Evil 4«, mit dem Inventar-System von »Resident Evil 2« und dass man sich während des Zielens mit der Waffe dieses mal auch langsam fortbewegen kann. Ich muss dazu sagen, dass ich kein Experte für »Resident Evil 2« bin. Ich hab es vor ca. 15 Jahren auf GameCube gespielt, kenne also auch das Ur-Original für PSX nicht. Besser kenne ich dagegen »Resident Evil 3: Nemesis«, welches ja im selben Polizeigebäude spielt. Und, tja, aus meiner Erinnerung ist es wirklich so, als würde ich einem alten Bekannten wieder einmal begegnen. Das ist Fluch und Segen zusammen (wie gesagt: später).
Das Resi-Fieber hatte mich erst einmal nach ca. einer Stunde fest im Griff: Puzzles lösen, Zombies begegnen, nach und nach die Bewegungsmöglichkeiten im Polizeirevier ausweiten in dem man mehr und mehr Türen entriegelt und Gegenstände finden. Praktisch dabei, dass einmal gesehene aber nicht mitgenommene Gegenstände auf der Karte verzeichnet werden. Auch die Rätsel wie ungeöffnete Schlösser, Tresore oder zerbrochene Fenster im Erdgeschoss des Gebäudes und verschlossene Türen zeigt die Karte zuverlässig an. Apropos Fenster ohne Glas: Die kann man mit gefundenen »Brettern« vernageln und so den Zombies ein für allemal den Zugang verwehren. Denn sonst steigen die Beißer durch die Öffnungen im Erdgeschoss immer wieder ein. Ich meine, dass es dieses Detail im Original noch nicht gab.
Es bringt Spaß. Viel Spaß sogar. Und es ist hammerhart brutal blutig, so dass ich die USK-Wertung »ab 18« gut verstehen kann. Aber es ist eigentlich auch nicht viel mehr als das Original. Nur eben dieses mal im echten 3D-Look, mit detaillierter Grafik und auch sonst auf dem Stand der Zeit. So, und dann wären wir jetzt beim Meckern auf hohem Niveau. Es gibt - vermutlich, genau weiß ich es nicht mehr - keine Neuerungen. Und das ist für die Kenner des Spiels ein wenig schade.
Ich meckere mal weiter: In dieser Version hat »Leon Kennedy« mal wieder ein neues Aussehen verpasst bekommen. Wenn ich richtig gezählt habe, und ich zähle die CGI-Animationsfilme mal dazu, dann ist das jetzt seine vierte Gesichtsoperation. Die ähneln sich bis auf die Frisur kein Stück, und man könnte man fast sagen, es ist jedes mal ein neuer Schauspieler; und auch eine neue Stimme. Nun gut. Auf der Haben-Seite gibt es da die äußerst glaubhaften Gesichts-Animationen, nicht nur von Leon, sondern von allen Beteiligten. Das ist Verbindung mit der gelungenen Synchronisation - ich meine gerade am Anfang des Spiels den deutchen Synchronsprecher u.a. von Keanu Reeves in der Rolle des Leon Kennedy vernommen zu haben, aber er ist es glaube ich nicht - ist schon eine Show.
Am Anfang hatte ich ein wenig Probleme mit den Zombies. Ich habe noch nicht heraus, wie ich diesen ausweichen kann, wenn sie mir zu nahe kommen. Genau genommen habe ich es noch nie geschafft, diesen auszuweichen. Das lässt in mir den Verdacht aufkommen, dass ein Ausweichen gar nicht vorgesehen ist. Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass eine entsprechende genau abgepasste Ausweichbewegung bei »Resident Evil 3: Nemesis« vorgesehen ist. Hier aber: Keine Chance. Wenn ein Zombie zu nahe heran kommt, dann hat er einen auch (oder ich bin zu doof, was durchaus sein kann).
Zu Beginn spielt man wie im Original entweder Leon oder Claire; ich habe mich für Leon entschieden. Ob und welche Unterschied es im Spielverlauf gibt, kann ich noch nicht sagen. Während meiner gestrigen ca. 4 Stunden andauernden Session - während der ich die erste Hälfte des Polizeigebäudes durchsucht habe und in der Tiefgarage gelandet bin - jagte ein Déjà vu das voran gegangene. Es ist alles sehr bekannt; klar es IST ja auch das alte Spiel. Und genau deswegen bin ich nicht vorbehaltlos begeistert. Ich hätte mir irgendwie noch einen speziellen »Kick« erwartet, ein »Boa ey!«, ein atemloses Staunen, so wie ich es von anderen Resident-Evil-Teilen her kenne. Das kam bisher aber nicht. Alles fühlt sich wie »schon mal gesehen« und »schon mal gespielt« an. Und damit meine ich nicht nur das Spiel an sich, das ja eben »Resident Evil 2« ist, sondern auch die Spielmechanik, die stark an »Resident Evil 4« erinnert.
Deswegen stellt sich die Frage, ob man das Spiel nun wirklich braucht. Wobei sich eigentlich die Frage nicht wirklich stellt. Fans der Serie werden es sowieso kaufen. Und für Nicht-Kenner der Serie ist es der modernste Einstieg in die Serie. Leidlich wir alten Nostalgie-Knacker werden eben dieses atemlose Staunen vermissen, was wir beim Spielen der Ur-Version gespürt haben, weil ... ja, weil wir eben schon alles kennen.
Ich möchte ausdrücklich betonen, dass es sich hier um einen Ersteindruck nach nur ca. 4 Stunden Spielzeit handelt. Meine nicht ganz so begeisterte Meinung kann durchaus noch umschlagen. Deswegen werde ich noch einmal ausführlich berichten, wenn ich das Spiel durchgespielt habe.