Es ist doch grundsätzlich so, dass wenn die Leute die das Unternehmen "leben" nicht mehr das Sagen haben sondern echte Business-Leute, dann werden komische Entscheidungen getroffen.
Das mag bei Capcom anders sein, aber es hört sich schwer danach an
Wäre echt schade drum ...
Das ist exakt das, was ich immer wieder feststelle. Vielleicht dazu mal meine vereinfachten Überlegungen:
Eine Firma läuft gut, hat ein gutes Produkt, die Mitarbeiter sind motiviert. Alles super. Dann kommt der Firmenbesitzer auf die Idee, an den Aktienmarkt zu gehen, weil man durch den Verkauf von Anteilen der Firma - den Aktien - Kapital in die Firma spülen könnte. Man muss sich also nicht Geld bei einer Bank leihen, sondern macht das am Aktienmarkt. Gesagt, getan. Man installiert einen Vorstand, der entsprechende Gehälter verschlingt, einen Vorstandsvorsitzenden, der weil wichtig noch mehr Geld verschlingt, stattet diese alle mit Aktienpaketen aus und so weiter. Dann muss es noch einen Aufsichtsrat geben, der ähnlich ausgestattet wird.
Die AG ist gegründet und verkauft einen Teil der Firma also nun in Form von Aktien an der Börse. Das passiert während des Börsengangs. Das spült erst einmal richtig Geld in die Kassen der Firma, und die kann dieses Geld verwenden, um neue Investitionen zu tätigen. Was keiner bedacht hat: Die kosten für Gehälter sind natürlich auch schon mal gestiegen.
Die Aktien werden nun an der Börse gehandelt. Je mehr Leute die kaufen wollen, desto höher steigt deren Wert, je weniger kaufen wollen, desto weniger sind diese Wert. Davon hat die Firma erst einmal gar nichts, weil die Aktien beim Börsengang schon verkauft sind. Dieser Aktienwert ist also nur für Spekulanten von Interesse.
Der Wert der Firma wird aber nun auch anhand der Wert der Aktien gemessen. Wir kennen alle den durchlaufenden »Ticker« in den Börsennachrichten im »Ersten« im Fernsehen. Eigentlich ist das totaler Blödsinn, weil die Aktien von der Firma ja nur einmal verkauft wurden, nämlich eben beim Börsengang. Das Geld wurde an die Firma gezahlt und ist ja trotzdem nun im Firmenkapital vorhanden. Und die Firma produziert ja auch weiter ihre Produkte, selbst wenn der Preis der Aktie nur noch ein Zehntel vom ursprünglichen Wert beträgt. Trotzdem steigt oder sinkt laut Börse nun der Wert der Firma anhand des Aktienwertes.
Wir erinnern uns auch an die Aktienpakete der Vorstände und evtl. der Aufsichtsratmitglieder. Die werden natürlich auch mal mehr mal weniger wert. Was glaubt ihr also nun, was die Vorstände machen werden? Richtig: Sie stecken einen Gutteil ihrer Zeit darin, den Aktienwert irgendwie oben zu halten und nicht mehr unmittelbar in die Entwicklung von Produkten. Und schon arbeitet eine Firma nicht mehr für ihre Kunden sondern zu einem Großteil für die Börse. Das kommt der Produktqualität nicht zugute. Vor allem wenn da so ein armer Produktverantwortlicher vor den Vorstand zitiert wird, weil evtl. etwas nicht so läuft, wie es läuft. Das war früher vor dem Aktiengang vielleicht der kurze Dienstweg zum Firmenbesitzer, jetzt ist das aber ein Akt mit Präsentation und so weiter (weil ja auch die meist eher ahnungslosen Aufsichtsräte überzeugt werden müssen). Noch mehr Zeit geht in unnötiges.
Nun gibt es noch die Aktionärsversammlungen, in denen einmal jährlich alle Aktionäre eingeladen werden und der Vorstand erzählt, was er denn alles tolles in Zukunft vor hat. Im Prinzip sind die Aktionäre ja alle Teilhaber der Firma, eben weil sie Aktien gekauft haben. Also haben die alle logischerweise auch ein Mitspracherecht an den Entscheidungen der Firma. Noch mehr Zeit geht dabei drauf, unwissenden und meistens auch uninteressierten die Geschäfte der Firma schmackhaft zu machen.
Jetzt gibt es noch die Konstellation, dass ein Großteil der beim Börsengang von der Firma verkauften Aktien am Markt von einer einzigen anderen Firma oder Person aufgekauft werden. Nehmen wir an, dass die Firma ca. 15% ihres Firmenwertes in Aktien am Markt verkauft hat. Wenn nun nur ein drittel dieser Aktien also insgesamt 5% bei einer einzigen Firma oder Person landen, weil er diese alle aufgekauft hat, dann besitzt dieser eben auch 5% der Firma. Das ist ein richtig dicker Batzen und er kann damit zum Beispiel bestimmen, dass er selber Vorstandsvorsitzender wird. Und er kann mit so einer Aktienmehrheit auch die zukünftigen Geschäfte der Firma bestimmen. Zum Beispiel, dass Patente oder Marken der Firma an andere Firmen verkauft werden. Rein alleine durch die Tatsache, dass er eben einen Großteil der Aktien im Vergleich zu anderen Mitgliedern des Vorstandes besitzt. Nicht notwendigerweise hat dieser Großaktienbesitzer aber nun überhaupt Ahnung, wie die Firma funktioniert. Ihr könnt euch vorstellen, was da alles passieren kann. Und was in dem armen Produktverantwortlichen vorgeht, der nun vor den neuen für ihn fremden Vorstand zitiert wird.
Irgend wann haben die eigentlichen Macher dann die Faxen dicke, kündigen und damit verliert die Firma dann ihr Know-How. Tja, und das war's dann auch schon. Eine gut funktionierende Firma wurde durch Geldgier und Unwissen aller Beteiligter kaputt gemacht. Viel zu viele Köche, jeder will mitreden weil er wichtig ist und schlussendlich leidet logischerweise das Produkt.
Ich glaube, das fasst es ganz gut zusammen und das passiert in der Wirtschaft weltweit jeden Tag immer und immer wieder.