[...] Was den Schwierigkeitsgrad von Alien Isolation anbelangt, könnte das natürlich ein Grund gewesen sein, allerdings wird ja beispielsweise die Souls-Reihe auch bedingungslos abgefeiert. Vielleicht zieht das Alien-Franchise bei jüngeren Spielern auch einfach nicht mehr.
Ich glaube, das Problem mit
Alien Isolation sitzt noch viel tiefer und ist deutlich perfider, als wir uns vorstellen können. Ich kann bei dem folgenden nur mich selber als Maßstab nehmen. Allerdings mache ich ähnliche Verhaltensweise von Videospiel-Fans auch bei anderen Liebhabern von
Alien Isolation aus:
Ich glaube, dass das Problem zum einen eher etwas damit zu haben wird, dass die meisten Leute nicht mehr ihren Instinkten trauen und sich lieber etwas einreden lassen wollen. Wie schon erwähnt wurde
Alien Isolation von der sog. »Fachpresse« durch die Bank drastisch zu niedrig bewertet. Nun muss man sich als Käufer natürlich auf irgend eine Art informieren, bevor man eine doch recht hohe Spiele-Investition tätigt. Aber die sog. »Fachpresse« kommt ihrer Informationspflicht nicht nach; das Thema haben wir hier im Forum ja immer und immer wieder.
Zum Beispiel »Retro«-Spiele: Diesen Trend hat kein »Fachmagazin« (ich setze das bewusst in Anführungszeichen) vorhergesehen. Aber eigentlich sollten dort genau die Fachleute sitzen, die mit ihrer geballten Expertise neue Trends aufzuspüren. Genau das tun sie offenbar nicht, sondern haben das Phänomen jahrelang als Spleen Einzelner abgetan. So langsam entsteht da eine Industrie, die vom »Retro«-Look lebt. Also kommen auch die sog. »Fachjournalisten« nicht drumherum, solche Spiele mal anzufassen (und damit meine ich genau nicht die Spezialmagazine wie die »Retro«, die es Gott sei Dank gibt).
Was mich wieder zurück zu meinem eigenen Gefühl bringt: Ich merke einfach, dass mir auch Spiele mit wenigen Pixeln mordsmäßig Spaß bringen. Deswegen bewundere ich solche Entwicklungen wie
Soulless 2 [C64] und verspüre den unmittelbaren Reflex, das spielen zu wollen. Mein erstes Spiel für PlayStation 4 (1,6 GHz Prozessor, 8 GiB RAM, 1,8 TFLOP Grafikleistung) war sogar
Axiom Verge, welches so ähnlich auch auf einem Super Nintendo laufen könnte (die Partikel-Effekte mal nicht beachtet). Das bedeutet aber, dass man Phantasie haben muss, um in die nicht vorhandenen Informationen etwas hinein zu projizieren.
Mein jüngstes Beispiel ist
Naissencee, welche ich unbedingt spielen muss. Das ist grob gesagt ein 1st-Person 3D-Jump'n'Run in Schwarzweiß-Optik, welches vor allem davon lebt, dass das zu durchsuchende Areal riesig ist und Spieler dort komplett alleine herumturnt, ohne zu wissen, was das eigentlich alles soll. Genau dieser spielerische Effekt ist es, der mich interessiert. Und genau das wurde von der Spiele-»Fachpresse« als langweilig verrissen.
Deswegen finde ich
Alien Isolation als Meilenstein der Spiele-Geschichte. Nicht wegen der Grafik, die sogar extrem ausgefuchst ist. Aber wegen der latenten - und in Realität ja nicht vorhandenen - Gefahr, welche das Alien-Biest ausstrahlt. Dazu muss man sich aber hinein fühlen können. Und auch hierfür braucht man Einfühlungsvermögen und überhaupt mal die Bereitschaft als Spieler, sich darauf einzulassen.
Und ich vermute, genau das geht den Meisten Spielern inzwischen einfach ab. Und vor allem den gestressten hippen sog. »Fachjournalisten« der sog. »Fachpresse«.