Hallo zusammen,
genau wie Gunlord komme ich aus dem "Luftkurort Duisburg" und bin ebenso 36 Jahre alt, jedenfalls bis zum Herbst. Ich bin verheiratet und habe allerdings statt zweier Hunde zwei Kinder im zarten Alter von 12 und 8. Ich bin freiberuflich in der Systemsoftware-Entwicklung tätig, die leider immer mehr in projektleitende Tätigkeiten abdriftet (man wird eben nicht jünger und die höheren Stundensätze locken halt auch).
Meine Computerlaufbahn begann leider erst mit 16 Jahren, als ich mir gegen den Willen meines technophoben Vaters mit dem hart erarbeiteten Geld einen C64 geleistet hatte. Dessen CIA-Chip hatte einen Defekt, wodurch der Joystick-Port 2 nicht zu gebrauchen war. Die ersten Spiele schaffte ich mir mangels Floppy auf Kassette, später dann auch auf Diskette an, lernte erfolgreich Löten an einem CIA-Chip und fing kurze Zeit später an, mit dem C64 zu programmieren. In Basic habe ich mir ein "Mikro-Monitor" programmiert, wodurch ich schnell die Assemblerbefehle als Hexadezimalzahlen auswendig konnte. Sehr effizient war ich damit natürlich nicht, aber es reichte für ein absolut simples Malprogramm. Später habe ich mit Giga-Ass ein Spiel angefangen, das aber nie fertig wurde. Gespielt habe ich auf dem C64 vornehmlich Action-Spiele (mit Schwerpunkt "Ballern") wie Katakis, die beiden Turricans, aber auch 'mal ein Adventure.
Dann kam der Amiga, mit dem ich nicht so glücklich war, weil zusätzliche Tools zum Programmieren notwendig waren, die ich mir mangels Kleingeld nicht anschaffen konnte. Hierdurch war das Gerät zunächst zur reinen Zocker- und (Raubmord-)Kopiermaschine degradiert worden, bis ich mir eine Festplatte, Amos-Basic und zuletzt Blitzbasic kaufte. Ein paar Minispiele später war auch schon die Luft raus, weil sich eine Übermacht der PCs und der strukturierten Programmiersprachen C und Pascal abzeichnete.
Was dann folgte, waren eben PCs ab 200 MHz mit immer höheren Taktfrequenzen und den Betriebssystemen DOS und Windows. Linux wurde um die Jahrtausendwende ebenso ein fester Bestandteil auf meinen Systemen und läuft heute auf meinem Server, auf zwei Desktops, einem Notebook und auf dem "Raspberry Pi". Noch begeistert von Halflife 2, das ich - auf dem PC eine Seltenheit - zu etwa 80% durchgezockt hatte, habe ich zwischenzeitlich das Interesse an neuen Vollpreis-Spielen auf dem PC verloren, weil sie hinsichtlich Dateigröße und Spiellänge einfach zu umfangreich sind für den geringen Mehrwert und Spaß. Wenn ich dann noch für die Bedienung mehrere Stunden üben und spielen muss oder schon früh die "Simulation Sickness" bei den 3D-Spielen zuschlägt, dann war's das mit der Motivation. Meine Spielaktivitäten auf dem PC beschränken sich daher meist auf Indie-Games, emulierte Spiele oder Strategiespiele - inzwischen ebenso Klassiker - wie "Age Of Mythology" oder "Rise Of Nations", die ich mit einem Kumpel spiele.
Vor wenigen Jahren habe ich mir wieder einen C64, später dann noch die Ultimate-1541 angeschafft, zudem aus Neugier einen Atari ST (mit HxC Floppyemulator), zum schnellen Zocken eine PS2 und eine XBox mit Festplatte. Auf den Konsolen spiele ich immer wieder gern Shmups, aber auch andere actionreiche Titel. Für RPGs kann ich mich irgendwie nicht dauerhaft begeistern, auch wenn die Neugier prinzipiell vorhanden ist (der Spielumfang könnte auch hier der Grund sein). Auf der jüngst erworbenen PS3 sind derzeit "God Of War 3", die Uncharted-Trilogie und das neue "Tomb Raider" meine Favoriten.
Bis auf die relativ anfängerfreundlichen PS3-Spiele, bei denen man nicht nach vollständigem Ableben immer ganz von vorn anfangen muss, habe ich leider irgendwie auch nicht mehr die rechte Motivation, ein herausforderndes Actionspiel ernsthaft durchzuspielen. Wahrscheinlich liegt es daran, dass sich meine Frustgrenze antiproportional zu meinem Alter verhält. Es kostet mich irgendwie einfach zu viel Kraft und Nerven, die ich lieber in Linux-KnowHow, Programmierung oder Komposition von (meist elektronischer, technoider) Musik stecke. Steinigt mich, aber ich muss zugeben, dass ich ein (Retro-)Spiel, mit dem man sich ernsthaft befassen muss, fast nur noch durchspiele, wenn es einen Trainer hat oder man anderweitig "cheaten" kann.
Generell interessiert mich bei den Spielen vielmehr der Ideenreichtum und die Technik dahinter, die bei mir tiefe Ehrfurcht gegenüber den Entwicklern auslöst, insbesondere wenn sie mit diversen Tricks alles aus einer Maschine mit begrenzten Ressourcen herausgeholt haben, vor allem aus den alten 8- und 16-Bittern, allen voran dem C64 durch exakt "getimete" Rasterinterrupts, den Sprite-Multiplexern und den anderen Spielchen mit dem VIC, dessen Möglichkeiten selbst den Entwicklern dieses Chips unbekannt waren.
Warum ich hier bin? Das Gefühl, das Spiel nicht im Detail zu kennen oder etwas Spielhistorisches verpasst zu haben, beschäftigt mich dann doch irgendwie, weil ich Computerspiele und alles Drumherum als "Kultur" sehe. Und um ein Teil dieser Kultur zu sein und zu bleiben, lese ich die Zeitschrift Retro-Gamer, die Scans älterer Zeitschriften wie ASM & Co, das Magazin Lotek64, bin Abonnent der Youtube-Kanäle "Sprites, Shapes & Co" und "Kraut & Rüben & Videospiele", auf die ich dank Lotek64 erst aufmerksam wurde und bin schließlich nach freundlicher Empfehlung nun hier gelandet. Gerade die Videos versprühen die Atmosphäre, die (Sammel-)Leidenschaft und den Glanz vergangener Zeiten. Gepaart mit gutem Hintergrundwissen fühle ich mich so, als hätte ich die vorgestellten Spiele selbst an- oder durchgespielt
Ich hoffe, ich bin bei euch gut aufgehoben.