Heute ist Panzerfahrertag. Dieser kuriose Feiertag hat seinen Ursprung in der Sowjetunion und wird in vielen der Nachfolgeländer auch heute noch gefeiert. Der Tag wird weniger bizarr, wenn man sich vor Augen führt dass er die Leistungen der Panzerbesatzungen im zweiten Weltkrieg würdigen soll. Bizarr find ich aber, dass auch nach Ende des Sowjetregimes noch weiter solch martialische Feiertage offiziell anerkannt sind. Ich denke die Leute sind in einer Zwickmühle da, denn wenn man es nicht feiert lässt man ja die immense Leistung der Menschen außer Acht, die ja damals für die Verteidigung des Heimatlandes alles gegeben haben. Aus der Stoßrichtung heraus lässt sich auch der weit verbreitete Nationalismus in den ehemaligen Ländern der Sowjetunion und des Warschauer Pakts erklären. Die Leute sind ja ~50 Jahre lang vom Staat auf einen immensen Vaterlandskult gepolt worden.
Wie komm ich jetzt darauf? World of Tanks kommt ja aus Belarus. Ich glaub ich brauch nich zu sagen, dass sich da PR-Aktionen geradezu aufdrängen ^ ^ ich hatte auf einen kostenlosen Slot/Panzer gehofft, aber es gab jetzt andere Goodies.
Ich find es aber befremdlich wenn unter dem Stempel der Nostalgie dann Sowjetpropaganda gefeiert wird. Das ist, finde ich, eine sehr sehr dünne Gradwanderung zwischen Nostalgie und Wiederbetätigung. Im Hauptmenü hängen jetzt etwa überall Flaggen "Ruhm und Ehre den sowjetischen Panzerfahrern!". Klar, das ist noch harmlos. Aber zum Tag des Sieges, einem immensen Propagandainstrument in der russischen Staatsideologie, lässt der Kreml hunderte (wenn nicht tausende) Soldaten mit allem sowjetischen (!) Prunk auflaufen, den man nur ankarren kann. Und sogar Wolgograd heißt offiziell an diesem Tag wieder Stalingrad. Es gibt auch scheinbar keine Kritik an stalinistischen Aufschriften und Parolen. Ich find das schon sehr kritisch, weil ich dauernd die Übersetzung mache: Was wäre wenn wir in Deutschland sowas ähnlich aus Nostalgie führen? Das geht gar nicht. Wie soll man das werten?
Ein noch besserer Vergleich ist vielleicht wenn im Baltikum die Leute zu Erinnerungsveranstaltugen und Paraden ausziehen um Wehrmacht- und SS-Verbände zu honorieren. Das hat dort den Hintergrund, dass sich im Baltikum damals viele (wenn nicht alle?) deshalb der Wehrmacht angeschlossen haben, weil sie dort die einzige und beste Möglichkeit hatten die sowjetische Besatzungsmacht aus ihren Ländern zu treiben und zu bekämpfen, selbst wenn es dann hieße die bitte Pille des Nationalsozialismus zu schlucken. Quasi den Teufel mit Belzebub austreiben.
Aber deswegen irgendwie SS oder Wehrmacht positiv darstellen? Das hat doch einen sehr falschen Beigeschmack oder?
Und wie verhält sich das bei der roten Armee? Ist das nicht genau so kritisch zu sehen?
Also der Tag des Panzerfahrers bleibt imo ein seltsamer Feiertag. Ob der wohl auch in der DDR und im Warschauer Pakt gefeiert wurde?
Vielleicht ist das auch einfach was, worüber man sich nicht so viele Gedanken machen sollte, sondern was man einfach so stehen lassen sollte. Wenn ich mich weiterdrehe müsst ich mich glaub ich auch fragen ob es nicht genau so abartig ist, dass ich Panzerfahrer oder Bomberpilot spiele. Sind ja nu eigentlich auch nicht gerade die moralisch einwandfreiesten Sachen, auch wenn niemand zu Schaden kommt.
Zum Abschluss mal einige (weniger politische) Glückwunsch- und Grußkarten zum Panzerfahrertag: