Warum schauen denn so viele Leute dem Gronkh zu anstatt lieber selbst zu spielen...
Das ist tatsächlich eine sehr interessante Frage, die ich ad hoc tatsächlich nur für mich beantworten kann.
Ich kann mir jedenfalls nicht vorstellen, dass die Videospiele-Industrie tatsächlich (immer) von den Spielevideos (Let's Play, Longplays, Walkthroughs o.ä.) profitiert. Denn für mich gilt grob: Wenn ich mir ein Spiel im Video schon angeschaut habe, kaufe ich es nicht. Will ich mir ein Spiel kaufen, schaue ich mir das Video nicht an. Trotzdem hat so ein Video im Gegensatz zu einem Film eine gewisse (Nach-)Wirkung auf einen potenziellen Käufer wie mich. Dazu später.
Ich glaube jedenfalls, dass die Videospiele-Industrie, die die schnelle Verbreitung dieser Let's-Plays verschlafen hat, die Bereitstellung solcher Videos inzwischen nicht mehr unterbinden kann, ohne dass es gleich zu Boykott-Aufrufen käme. Hier wären die User sicherlich empfindlicher als bei Online-Aktivierungen oder -Zwang.
Meines Erachtens könnte die Videospiel-Industrie bei Mehrteilern, Episoden, Multiplayer-Spielen (Strategie, RPGs) dagegen eher einen Nutzen aus den Let's-Plays ziehen. Dann wäre mein Statement nämlich zu kurz gefasst.
Beispiel 1: Uncharted 1 habe ich mir auf der PS3 nicht gekauft, weil es laut Online-Magazin zu "schießlastig" war. Ich habe mir das Video angeschaut und konnte die langatmigen Stellen überspringen. So konnte ich ein uninteressantes Zehn-Minuten-an-einer-Stelle-Geballer in Sekunden überspringen. Dennoch fand ich den ersten Teil trotz der Kritiken gar nicht so schlecht, so dass ich mir vornahm, den zweiten Teil zu kaufen, als ich auch noch las, dass die Entwickler die Kritiken ernst genommen hatten. Den dritten habe ich natürlich auch erworben, obwohl er im Großen und Ganzen keine echten Neuerungen mehr enthält. Fazit: So ein Video weckt zumindest das Interesse an die Nachfolger oder ähnliche Spiele dieses Genres.
Beispiel 2: Das mehrstündige Multiplayer-Gefecht bei Battlefield 3 faszinierte mich so sehr, dass ich mich unbedingt auch in so ein Getümmel hineinstürzen wollte. Während des Spielens gab der Kommentator Tipps und erklärte für so Noobs wie mich die Spielmechanik. Seine Kommentare über das Geschehen verschafften dem Gefecht darüber hinaus eine ganz eigene Atmosphäre. Dadurch schlug das Herz höher und ich kaufte mir sogleich die Premium-Edition von BF3. Der Let's-Player hat mich im Endeffekt rekrutiert
Allerdings musste ich mir auch nach Erreichen einiger Ränge eingestehen, dass ich für immer ein Noob bleiben werde.
Warum sonst noch schaue ich mir Spielevideos an? Für mich stelle ich fest, dass ich mir auch noch Spielevideos anschaue, weil ich
- einfach nicht so viele Spiele wegen des von mir festgesetzten Budgets kaufen kann.
- keine Zeit habe oder hatte, diese oder so viele Spiele zu spielen, aber dennoch diese gesehen haben wollte (wegen Grafik, Sound, Kreativität, usw.). Betrifft vor allem ältere Spiele, auch Retro-Games.
- einfach zu schlecht beim Zocken bin (zu hoher Schwierigkeitsgrad oder ich raffe die Spielmechanik einfach nicht). Betrifft oft Retro-Games, wo ich keine Lust habe, Millionen Tode zu sterben (wie bei Bullet-Hell-Shootern). Das betrifft aber auch Games, die ich einfach nicht raffe (z.B. UFO Enemy Unknown, Danke, Wutbuerger!)
- die Geschichte und das Universum des Spiels kennen lernen will, um die Geschichte im Nachfolger des selbstgekauften Spiels zu verstehen und sinnvoll fortzuführen. Das war zum Beispiel bei "God Of War" der Fall, auch wenn ich schließlich feststellen musste, dass die Geschichte doch allzu aufgesetzt wirkte.
Jedenfalls möchte ich weiterhin die Spielevideos sehen, insbesondere natürlich von der Pixelor-Gemeinschaft. Ich wäre so ein User, der sich weigern würde, neue Spiele zu kaufen, wenn die Spiele-Industrie da anfängt, Videos oder ganze Kanäle löschen zu lassen. Denn eines müssen sie im Hinterkopf behalten: Retro-Games in Form von physikalischen Datenträgern bzw. Modulen, die mir das Gefühl geben, dass sie im Gegensatz zu Downloads mit Online-Zwang mir gehören, sind genauso ernsthafte Konkurrenz wie die zahlreichen Indie-Spiele und Freeware-/OpenSource-Games. Selbst als Nicht-Sammler habe ich schon genug Titel hier, um meine restliche Lebenszeit vollständig mit Zocken zu vergeuden