Twin Peaks - Mein Fazit
Ich habe das Ende jetzt ein bischen sacken lassen ... und ich bin immer noch geschockt. Gleichzeitig bin ich aber auch sehr zufrieden, denn was Herr Lynch hier abgeliefert hat, ist eine ziemliche geniale Verwurstung des alten Twin-Peaks-Stoffs. Nichts wäre schlimmer gewesen, als wenn man nach dieser Staffel gesagt hätte »Ja, OK, alles klar!« Genau das Gegenteil ist der Fall: Es ist GAR NICHTS klar. Aber es lädt zur Interpretation ein, was da eigentlich die ganze Zeit passiert ist. Nichts anderes habe ich von David Lynch erwartet und nichts anderes wurde mir geliefert. Von daher: Ja, ich bin sehr zufrieden.
Was man sich völlig abschminken kann, ist, dass die Serie mit dem Stil weitermacht, mit dem sie in Staffel 2 aufgehört hat. Schon der Film Fire Walk With Me ist ganz anders als die Serie. Und das hier schlägt noch einmal eine andere Richtung ein. Am ehesten würde ich das als eine Mischung aus Inland Empire und Lost Highway bezeichnen. Und das ganze gezogen auf 18 Folgen mal 45 Minuten, als rund 14 Stunden. Das ist nichts für den Otto-Normal-Zuschauer, und das ist schon gar nichts für Leute, die bereits Blue Velvet und Wild at Heart anstrengend finden.
Es ist aber etwas für Leute, die vor schrägem Kram keine Angst haben. Zumal der »Kram« von David Lynch bei genauer Betrachtung bisher gar nicht so schräg war. Herr Lynch hat nur eine völlig andere Art der Erzählweise und das muss man mögen. Ich klammere zwar mal Inland Empire, den bisher letzten Spielfilm von David Lynch davon ein wenig aus, denn der ist schon sehr sehr schräg. Selbst für Lynch-Verhältnisse. Aber grundsätzlich hat David Lynch die Gabe, den Zuschauer richtig zu verstören, ihm teilweise, je nach Einfühlungsvermögen des Zuschuers, auch mordmäßig Angst zu machen, aber er holt den Zuschauer stets wieder ein und gibt ihm wieder ein gutes Gefühl. Man sollte sich darauf einstellen, das dieses in der 3. Staffel von Twin Peaks nur bedingt passiert.
Ich gebe ehrlich zu, ich habe nicht im Ansatz verstanden, wie die ganzen Handlungsfäden nun genau zusammen gehören. Ich bin im Moment eher der Meinung, dass sie großteils gar nicht zusammen gehören, sondern tatsächlich einzelne unabhängige Geschichten sind, die zufällig in Twin Peaks spielen oder am Rande mit diesem Ort zu tun haben. Immerhin will man ja wissen, wie es mit den liebgewonnenen Charakteren aus den erste beiden usprünglichen Staffeln weiter ging. Das liefert Herr Lynch, wenn auch teilweise auf seine ganz eigene ihm typische Art.
Das Ende der 3. Staffel ... wie gesagt bin ich geschockt. Und wenn man so will, ist es noch einmal ein Mega-Cliffhanger. Laut David Lynch ist die Serie allerdings abgeschlossen. Es wäre eine einmalige Sache gewesen, die nicht fortgesetzt wird. Wobei ein Blick ins Internet genügt um zu erfahren, dass der produzierende Sender »Showtime« nicht abgeneigt wäre, das ganze in eine vierte Staffel laufen zu lassen. Mal sehen, ob sich Herr Lynch noch einmal rumreißen ließe.
Allerdings, wenn man ein wenig darüber nachgrübelt, was man in den letzten beiden Folgen sieht und sich noch einmal die Worte vom Herrn Lynch durch den Kopf gehen lässt (»Achtet auf den Donut und nicht auf das Loch«), dann kann es eigentlich tatsächlich nicht weiter gehen. Bzw. eine Fortsetzung wäre ein echter Krampf.
Ich warte jetzt, bis es die Staffel auf DVD gibt und dann werde ich mich einen Tag lang einschließen und das Ganze noch einmal am Stück genießen. Ja, doch ich bin sehr zufrieden und ich hatte mindestens einmal pro Folge ein »Hurra!«-Erlebnis.