Na, dann springe ich mal mit einem echten Highlight in die Bresche!
Dark - Fertig gesehen [Netflix]
Whow! Ich lehne mich mal ein bischen aus dem Fenster und behaupte, dass das mit Abstand die beste und intelligenteste deutsche (Mysterie-)Serie ist, die ich jemals gesehen habe. Vielleicht mit Ausnahme von »Das Blaue Palais« und Fassbinders Fernseh-Zweiteiler »Welt am Draht« (übrigens beide aus den 70ern). Das ist WELTEN entfernt von dem Mistdreck, der normalerweise für das deutsche Fernsehen produziert wird.
Und die Serie ist damit der Beweis, dass wir hier in Deutschland gute Schauspieler (eigentlich eher oberaffengeile Schauspieler), gute Kameramänner, gute Drehbuchautoren und gute Regisseure haben. Nur offenbar werden sie vom Fernsehen nicht gelassen (weil die auf Dämlichkeit trainierten Fernseh-Redakteure das selber nicht schnallen würden).
Eines muss man aber vorwegnehmen: Man darf den Blick keine 10 Sekunden vom Bildschirm lassen, sollte man sich die Serie ansehen wollen. Denn dann könnte man bereits Gefahr laufen, das folgende nicht mehr verstehen zu können. Und sehr ungewöhnlich für eine Fernseh-Serie und für eine deutsche sowieso hagelt es in den ersten zwei Folgen pausenlos Informationen. Man muss einfach am Ball bleiben und sich da durch kämpfen. Leider wird das in der ersten Folge ein wenig durch den unausgeglichenen Ton erschwert, denn die Musik ist sehr laut und das Gemurmel der Schauspieler klingt auch noch wie durch drei Kissen hindurch aufgenommen. Das wird aber zum Glück besser.
Übrigens Musik: In Wikipedia gibt es ein Zitat aus dem Kölner Stadt-Anzeiger, in dem die Redakteurin die immer gleiche bedeutungsschwangere Musik bemängelt. Nun, bei »Hannibal« regt sich offenbar niemand über den gleichen cineastischen Kniff auf. Ich war allerdings am Anfang auch irritiert, habe mich aber sehr schnell daran gewöhnt, denn ...
Ich verrate mal, dass es um Zeitreisen geht. Das muss ich vorweg nehmen, weil die Serie das Postulat aufstellt, dass alles gleichzeitig passiert und alles mit einander verbunden ist. Die Vergangenheit bedingt also nicht nur die Zukunft, sondern auch umgekehrt. Und genau das wird auch visuell vermittelt: Es wird gerade zum Schluss munter zwischen drei Zeitebenen hin und her gesprungen. Ich als Zuschauer hatte zum Schluss regelrecht meinen irren Spaß daran mich daran zu erinnern, wer denn nun wer mit wem in der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft was gemacht und getan hat.
Bezogen auf die Musik ist es dann wiederum nur logisch, dass tatsächlich jede noch so kleine Entscheidung wichtig für das Zusammenspiel der Protagonisten wird. Und genau das drückt die Musik die ganze Zeit aus.
Klasse! Einsame Klasse! Muss ich unbedingt noch einmal sehen.
Schade finde ich dagegen, dass es diese Serie wohl nie auf BluRay/DVD geben wird. Die würde ich mir sofort kaufen.