Ich habe mich hier schon länger nicht mehr gemeldet, weil ich unter enormer Arbeitslast von mindestens 12 Stunden pro Tag dringende Arbeiten mit meinen externen Kollegen zum Abschluss bringen und Übergaben durchführen musste. Ursprünglich hatte sich MediaMarktSaturn entschieden, die externen Mitarbeiter bis Ende März zu beschäftigen. Dann hieß es kurzfristig, dass alle Externen am letzten Freitag ihren letzten Tag hatten - aufgrund von Sparmaßnahmen.
Denn momentan verdient Mediamarkt und Saturn nur über das Online-Geschäft aufgrund der Marktschließungen. Für die allermeisten meiner Kollegen ist ab morgen Kurzarbeit angesagt. Ich gehöre zum Krisenstab und bin glücklicherweise von der Kurzarbeit ausgenommen, was gerade jetzt wegen des Hausbaus auch echt notwendig ist. Ich werde aber rund um die Uhr für die Firma erreichbar sein, um die Online-Plattform weiter am Laufen zu halten.
Home Office hat die Firma glücklichweise sehr früh eingeführt und ich hatte überhaupt keine Startprobleme. Nur die Kollegen, die sonst nie Home Office nutzen oder nutzen durften, bekammen eine Schulung zu den Kommunikationsanwendungen. Innerhalb weniger Stunden waren die anfänglichen Performance- und Bandbreiten-Probleme wegen der vielen Online-Meetings gelöst.
Meine Frau wird ab übernächste Woche in die Kurzarbeit gehen. Seit letzter Woche arbeitet sie von zu Hause aus. Die Testbench mit der Automotive-Elektronik hat sie von ihrem Chef geliefert bekommen. Alle paar Minuten schrecke ich zusammen, wenn lautstark "Notfall" oder "Emergency" aus den Lautsprechern dröhnt, wenn sie das E-Call-System testet. Und wenn die Terrassentür bei tollem Sonnenschein offen ist, dürfte auch der Nachbar gerade in der jetzigen Situation mindestens leicht besorgt sein
Erfreulicherweise mache ich durch die Krise deutlich mehr Sport, um mich fit und bei Laune zu halten. Mit Techno auf den Ohren geht's mindestens 40 Minuten alle zwei Tage in den Keller, um auf dem Rudergerät Glückshormone zu produzieren. Ich esse auch weniger, um mehr für meine Familie übrig zu lassen und weniger häufig einkaufen zu gehen. Vermutlich kann ich der Krise sogar etwas Gutes abgewinnen.
Der jüngste Sohn bekommt Hausaufgaben per E-Mails von seinen Lehrern. Die Mebis-Seite, die bayerische Online-Schul(ungs)plattform, ist leider öfter nicht erreichbar und war in den letzten Tagen beliebtes Ziel von Hackern und DDoS-Angriffen. Aber insgesamt klappt das doch recht ordentlich. Und vielleicht zeigt das auch ganz gut, was offline in Sachen Schule oder Schulung noch so möglich ist. Denn mein Jüngster ist deutlich selbständiger in Sachen Lernen geworden. Der große Sohn ist Auszubildender bei der Firma, in der ich arbeite. Er bekommt morgen neueste Infos. Ausnahmsweise durfte er letzte Woche auch von daheim arbeiten. Die Berufsschule hat ja auch geschlossen.
Insgesamt fühle ich mich wenig eingeschränkt. Das Wochenende kann ich vollständig für Musikmachen, Spielen und Retro nutzen.