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1

18.06.2017, 15:48

Das Diktat der Zahlen - Dengeki Gamer Nachtgedanken

Wir alle lassen uns mal mehr mal weniger von den Zahlen am Ende einer
Review davon überzeugen ob ein Spiel gut oder schlecht ist. Auch lassen
wir immer mal wieder die eigendliche Review bei Seite und sehen nur auf
die Zahlen......Das macht mich Nachdenklich.

henrikf

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2

19.06.2017, 06:19

Ich habe eben erst das Video gesehen und bin gleich am Anfang über folgende Passage gestolpert:

»59 plus sind Top Titel ...«

Äh ... Du meintest sicherlich »95 plus ...«, oder? ;)

Egal: Wieder mal eine sehr gute Folge (die ich mir aber nicht abends sondern eben gerade erst angesehen habe) mit einem wichtigen Thema.

Ich kann Dir nur zustimmen. Ich achte schon lange nicht mehr auf die Spiele-Wertungen, und schon zweimal nicht auf die der sog. »etablierten Zeitschriften« wie »GameStar«, »PC Games« und was es sonst noch an Rotz gibt. Ausnahme »M!Games«, früher »Maniac«. Die beschäftigen sich vor allem auch mal mit Spielen, die sonst bei keinem anderen Medium Erwähnung finden und jubeln nicht immer nur halbe Hefte lang »Asassins Creed 83« und »Far Cry 25machsmir« in den Himmel.

Mein Lieblingsbeispiel für eine völlig und absolut fehlgeleitet Wertung - ja, jeder weiß, was jetzt wieder kommt - ist Alien Isolation von 2014. Die recht durchschnittliche Wertung für diesen absoluten ober super obendrüber Top-Titel kann ich mir nur durch eine negative Erwartungshaltung der Spiele-Tester durch das vorher erschienene und verbockte Alien: Colonial Marines erklären. Und evtl. weil Alien Isolation wie ein 3D-Shooter aussieht und sich stellenweise auch ein wenig so spielt, stattdessen aber ein astreiner Stealth-Titel ist. Ja, man muss sich mit den Spielen schon beschäftigen. Ich hab's mir sofort für die PS3 gekauft und dann noch einmal für die PS4, als ich Sonys aktuelle Konsole dann auch besaß.

Das Problem dabei ist, dass ein Tester jeden Titel in den Himmel loben oder verreißen kann, je nachdem ob er ihm persönlich gefällt oder nicht. Wenn sich jemand ohne Sportspiele-Background - wie zum Beispiel ich - an einen FIFA-Titel setzt, dann kann da keine vernünftige Wertung bei rum kommen. Noch dazu gehören Sportspiele zu den wenigen Genres, die ich sowieso nicht mag. Deswegen würde ich mir nie eine Wertungsaussage anmaßen.

Meine persönliche, private, subjektive und vielleicht auch falsche Meinung geht sowieso dahin, dass viele der großen Zeitschriften ihre Wertungen evtl. sogar diktiert bekommen. Und zwar vom reinen Wirtschaftszwang der Medien, Geld machen zu müssen. Die leben halt von Anzeigen. Ist eine Wertung nicht nach dem Gusto eines Spiele-Herstellers, kann der mit Entzug von Anzeigen-Kampagnen drohen, was finanziell in einer Katastrophe enden kann. Aber das nutzt dem Spiele-Käufer nichts, der in einer Zeitschrift objektive Aufklärung erwarten kann. Ich setze das übrigens auch synonym für Online-Medien.

Das Problem, welches Du ansprichst, ist der Durchschnitt des Massengeschmacks. Genau das drücken solche Meta-Wertungen ja aus. Es geht nicht darum, ob ein Spiel gut oder schlecht ist, es geht darum, wie der Durchschnitt der Spieler empfindet, und zwar natürlich nur diejenigen, die überhaupt eine Wertung abgegeben haben. Wenn ich bei Metacritic zum Beispiel eine Wertung von »35%« sehe, es haben aber überhaupt nur 13 Leute eine Wertung abgegeben, dann ist das für mich - im wahren Sinne des Wortes - »wertlos«. Genau aus diesem Grund lese ich mir auch da die Kritiken durch. Und die erschöpfen sich dann meistens auch noch in einem hingeschwurbelten Halbsatz ohne Groß/Kleinschreibung und Interpunktion. Da weiß ich dann genau, wessen Geistes Kind die Wertung ist. Wie gesagt: »wertlos«.

Ich persönlich höre fast nur noch auf dieses Forum und auf einige wenige YouTuber, die Spiele vorstellen, und bei denen ich eine echte Begeisterung sofort spüren kann (zum Beispiel Acrid, Du Gengeki, Gerugon, Jordan Underneath). Das begeistert dann auch mich und ich bin mir ziemlich sicher, dass mir solche Spiele dann auch gefallen würden. Die guten Spiele, die ich verpasse ... ja mei, ich habe hier immer noch Stapel an ungespielten Spielen liegen, nur aufgrund meiner genannten Auswahlkriterien. Ein Mangel an guten spielenswerten Spielen herrscht bei mir nicht. ^^
--== Island2Live / Henrik Fisch==--
Homepage: http://www.island2live.com/ deviantART: http://island2live.deviantart.com/
Spielt gerade: Yonder: The Cloud Catcher Chronicles

3

19.06.2017, 11:59

»59 plus sind Top Titel ...«

Äh ... Du meintest sicherlich »95 plus ...«, oder? ;)
Du kannst du garnicht vorstellen wie mich das ärgert. Habe alles ein paar mal gegen gehört aber mir ist das nicht aufgefallen.

Mein Lieblingsbeispiel für eine völlig und absolut fehlgeleitet Wertung - ja, jeder weiß, was jetzt wieder kommt - ist Alien Isolation von 2014.
Ich WUSSTE das du dieses SPiel erwähnen wirst. ^_^
Aber ich kann dich vollkommen verstehen.
Meine persönliche, private, subjektive und vielleicht auch falsche Meinung geht sowieso dahin, dass viele der großen Zeitschriften ihre Wertungen evtl. sogar diktiert bekommen. Und zwar vom reinen Wirtschaftszwang der Medien, Geld machen zu müssen
Ich fürchte da liegst du nicht verkehrt. Ich habe vor kurzem erst einen Artikel gelesen.
in dem ein ex Mitarbeiter einer "grösseren Zeitschrift" mal ausgepackt
hat und erklärte wie es so im Hintergrund abläuft. Aber das Problem gehl
ja noch weiter, denn die Hersteller machen gerne mal Druck oder
schmieren, weil die Publisher nicht selten einen Vertraglich
vereinbarten Bonus zahlen, wenn Spiele bei Metacritic (was quasi dem
Durschschnitt aller Wertungen entspricht) einen bestimmten Score
bekommt. Meisst so 85 bis 90.
Es geht nicht darum, ob ein Spiel gut oder schlecht ist, es geht darum, wie der Durchschnitt der Spieler empfindet, und zwar natürlich nur diejenigen, die überhaupt eine Wertung abgegeben haben
Selbst da bin ich mir nicht sicher, den nicht selten gehen die Scores der "Profis" und die der Spieler direkt daneben weit auseinander.

4

19.06.2017, 14:27

Das Problem, welches Du ansprichst, ist der Durchschnitt des Massengeschmacks. Genau das drücken solche Meta-Wertungen ja aus.
Genau hier ist der Punkt, bei der ich mich schon lange frage, ob es wirklich der Durchschnitt des Massengeschmacks ist, den diese Wertung abbildet oder den gewünschten Rahmen der Hersteller.

Metacritic rechnet Wertungen ohne Berücksichtigung jedwelcher Philosophien um. Ein 5-Sterne-System begreife ich beispielsweise anders, als eine Prozentwertung. Insbesondere, da die 50%-Wertung der 90er heute weitreichend einer 70% entspricht. Ein 10-Punkte-System wird im Spielejournalismus auch genommen, weil man sich von dieser objektivierten Maxime löst, dass es keine perfekten 100% geben kann. Metacritic bastelt daraus aber wieder eine 100.

Alleine dieses "70% bedeutet Mittelmaß" ist furchtbar schwammig und geeignet zur Manipulation. Das kann noch so logisch erklärt werden und man kann sich auch Einreden, dass alles darunter Schrott sein soll: Es fühlt sich immer noch mehr an, als ein halbvolles Glas. Das ist so ähnlich, wenn man die Uhr am Wecker 20 Minuten vorstellt. Ich weiß zwar, dass sie vorgeht, aber direkt nach dem Aufwachen schaltet das Hirn erst etwas später. An sich müsste ein Unterschied zwischen 82 und 83% mehr ausmachen, wenn man nur ein Drittel des Prozentspektrums für positive Bewertung nutzt anstelle die obere Hälfte. Hängen bleibt "über 80%".

Was mMn aber an der Zahl noch problematischer ist, dass sie eine Verbindlichkeit suggeriert, die nicht gegeben ist bzw der 'Durchschnittsspieler' objektiv bestimmt werden kann. Reduziert man sich nur auf die Spielmechanik, mag das angehen. Alles andere halte ich für eine Kopfgeburt. Es ist doch noch nicht mal einfach möglich, das Spielerlebnis in eine Schublade zu stecken:

Bei Alien Isolation (habe ich selbst nicht gespielt) hatte ich auf GamersGlobal mit großem Interesse ein Video angeschaut, bei der zwei Redakteure ihre erste Spielstunde dokumentierten. Relativ frühzeitig kam einer an einem kniehohen Gegenstand nicht vorbei und man merkte ihm im weiteren Verlauf an, dass er fast nur noch Augen für derartige Dinge hatte. Die ganze Atmosphäre rauschte ab dem Zeitpunkt komplett an ihm vorbei.
Noch bemerkenswerter war ein vergleichbares Video zu The Last Guardian, bei dem die Beiden vollig unterschiedlich auf das Spiel reagierten. Einer arbeitete sich quasi nur an Designmängeln und nicht ganz zeitgemäßer Technik ab, während der Andere direkt eine emotionale Bindung mit dem Tierwesen aufbaute und mit ganz anderer Begeisterung dabei war.

Das Magazin hält zwar deren Tests von dem Videoformat strikt getrennt, bzw idr wird eine andere Person als Haupttester bestimmt. Nur man merkt den Wertungen an (in den genannten Fällen wurden 6 bzw 6,5 von 10 Punkten vergeben), wie sehr diese Eindrücke mitschwingen und sich darauf verlassen, dass man objektiviert die Mängel nicht unterschlagen hätte und man kritische Distanz wahren würde. Als Kaufempfehlung nützt mir das persönlich wenig, denn unterm Strich wird Production Value belohnt.

Tatsächlich geht es mir auch so, dass mir Videos, wie zb von Dengeki Gamer, Acrid oder Oxx deutlich mehr bringen. Oder auch die Reviews in Diskussionform, wie sie der Auf-ein-Bier-Podcast macht. Das liegt weniger an dem Format, sondern weil man dort merkt, dass die Spiele vor dem Drehbuch erstmal sacken durften und nicht gegen die Uhr der Bericht verfasst wurde - und - die eigentliche Wirkung des Spiels im Vordergrund steht und nicht kleinteilige Zergliederung.

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »v3to« (19.06.2017, 14:37)


henrikf

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5

19.06.2017, 15:33

[...] Bei Alien Isolation (habe ich selbst nicht gespielt) hatte ich auf GamersGlobal mit großem Interesse ein Video angeschaut, bei der zwei Redakteure ihre erste Spielstunde dokumentierten. Relativ frühzeitig kam einer an einem kniehohen Gegenstand nicht vorbei und man merkte ihm im weiteren Verlauf an, dass er fast nur noch Augen für derartige Dinge hatte. Die ganze Atmosphäre rauschte ab dem Zeitpunkt komplett an ihm vorbei. [...]

Ja, genau DAS meine ich. Abhaken einer Liste von technischen Fakten und an diesen dann nörgelig und kleinkrämerisch festhalten. Dazu bedarf es keines Spiele-Kritikers sondern eines Buchhalters. Das erinnert mich deutlich an den Film Der Club der toten Dichter und dessen Aussage: Dort werden in der Schulklasse Gedichte auch anhand von Versmaß etcblabla beurteilt und nicht dessen Aussage und Schönheit, und die Leistungen des Lehrers wird anhand von Konventionen und nicht aufgrund seiner Begeisterungsfähigkeit gemessen.

Die Rechnung bekommen die Spiele-Tester allerdings: Die Auflagenzahlen sind seit Jahren im Sturzflug. Dadurch sind die Gehälter unter aller Kanone - keine Ahnung, ob von denen überhaupt einer nach irgend einem Manteltarifvertrag bezahlt werden oder ob die das Wort »Tarifvertrag« überhaupt kennen - und haben die Grenze zur Selbstausbeutung schon längst überschritten. Hinzu kommen unmenschliche Arbeitszeiten. Wenn die mich als Kunde dann noch für mein Geld verarschen - oder mir meine Zeit stehlen, weil die Online-Artikel inzwischen vor lauter Werbung kaum noch auffindbar sind und mit marktschreierischen Überschriften werben, die der Artikel dann nicht hält - dann habe ich kein Mitleid. Und obendrein sind die meisten Spieletester auch noch mit einem Ego so groß wie ein Wolkenkratzer ausgestattet, so als wäre Gott persönlich von seinem Himmelsthron gestiegen, hätte denen über den Kopf gestreichelt und gesagt: »Du bist der von mir persönlich außerwählte Spieletester dieser Welt! Gehe hin und verkünde die Wahrheit!« Ja, genau so liest es sich meistens. Wer den Spielezeitschriften noch glaubt, der liest auch die Bild-Zeitung.

Gut, aber diese Meinung hat hier im Forum sowieso vermutlich jeder. ^^

[...] Tatsächlich geht es mir auch so, dass mir Videos, wie zb von Dengeki Gamer, Acrid oder Oxx deutlich mehr bringen. [...]

Ja, Oxx hatte ich ganz vergessen. Das liegt zwar daran, dass die von Oxx vorgestellten Spiele entweder mit meinen Lieblings-Genres wenig zu tun haben (zum Beispiel Prügelspiele) oder ich die Spiele sowieso schon gut kenne und genial finde (zum Beispiel die »Thunderforce«-Reihe). Auch die Videos von Monty Mole bringen mir eine ganze Menge; letztens zum Beispiel die Videos über Mega Man 1 & 2. Da werde ich auch wohl mal hineinschnuppern müssen. Außerdem bekomme ich bei Monty mal Spiele präsentiert, die ich aufgrund meiner Computerausrichtung (Atari 800 anstelle von C64) nicht kennenlernen würde. Gerade grafisch staune ich immer große fette Bauklötze, was da auf dem C64 so gemacht wird.

Oxx hat mal ein Video zu Fist of the North Star: Ken's Rage [PS3] gemacht (siehe hier). Oxx sagt zwar explizit, dass das Spiel nicht so richtig gut ist. Aber das Spielprinzip erinnert an Dynasty Warriors (2-) und die Spiele gefallen mir nun wieder sehr gut (auch wenn es eigentlich immer das Gleiche ist). Mich stört es einfach nicht, wenn das Spiel objektiv vielleicht nicht so toll sein mag. Ich werde das einfach mal ausprobieren.

Gleiches gilt für die jünste Diskussion über Nier: Automata [PS4]. Sir Pommes erwähnte, dass es Spiele gibt, die vom gleichen Designer gemacht wurden und auch zarte Verbindungen haben, nämlich Drakengard. Auch diese Spiele haben nun alles andere als gute Wertungen bekommen. Aber schon diese Erwähnung reicht mir, dass ich mir das mal ansehen werde. Ich weiß nämlich, dass Sir Pommes und ich einen ziemlich ähnlichen Spielegeschmack haben. ^^
--== Island2Live / Henrik Fisch==--
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