So. Zuallererst mal:
Das war vor 3 Tagen, Blick auf die utopische Campussiedlung in der Ajaxbucht, wo ich auch wohne und arbeite.
Ich bin vor nicht ganz einer Woche angekommen und habe bis jetzt die meiste Zeit auf dem Campus/der Insel verbracht, weil ich konstant das Gefühl habe, dass ich mehr vorbereiten und machen muss bevor ich mir die Zeit nehmen kann um mehr in die Stadt zu fahren.
Blick aus der Uni auf die Russkibucht und die 2 Kilometer lange Russkibrücke, die unsere Insel mit dem Festland verbindet. Jeder der beiden Pfeiler ist so groß wie ein Eifelturm in Paris. Wir haben ZWEI. Und sie sind sogar nützlich. Das nenne ich doch mal einen großartigen Triumph
Auf Russki selbst (der Insel) kommt man aber zu Fuß nicht so superweit. Alles hier ist auf Autos ausgelegt. Die Russkibrücke hat keine Radspur und keinen Fußgängerweg. Die Brücke in der Innenstadt über das goldene Horn übrigens auch nicht (mehr). Was ein bisschen komisch ist, denn ich habe gehört, dass die Stadt ein Problem mit dem Verkehr hat. Man hat hier 1/3 so viele Autos wie in Moskau, aber mit 600.000 Einwohnern ist man auf dem dritten Platz der Stadt mit den meisten Autos in ganz Russland.
Ab Oktober werde ich öfter auch mal in der Stadt sein und ich hoffe dass ich bald auch mal auf Russki etwas mehr rumlaufen kann. Es gibt hier so viel zu entdecken. Einmal die tolle Natur hier, dann ein Ozeanarium, mehrere stillgelegte Küstenbatterien und Festungsanlagen, eine Art Panzer-Disneyland (in klein), jede Menge (zahme?) Füchse, Strände, Freizeitparks, Paintball......
Die Menschen hier sind supernett und freundlich und vor allem das Institut ist total super. Es ist gerade so viel Stress und Chaos und trotzdem nehmen sich hier die Institutsleute immer wieder Zeit um mir doofem Dropps zu helfen. Ich wünschte ich hätte noch ganz viele ganz supertolle Gastgeschenke dabei um mich zu bedanken
Heute war ich beim Notar und in der städtischen Gorkibibliothek, wo auch wieder ein Deutschklub stattfinden soll. Es ist echt total toll, dass sich hier so (verhältnismäßig) viele Menschen für deutsch interessieren. Ich finde es hier etwas traurig, dass wir in Deutschland den Austausch mit Russland nicht stärker fördern und uns mit Russland nur auf einer sehr oberflächlichen Ebene befassen.
Im Moment bin ich noch mit der (Selbst)organisation beschäftigt. Muss Kurse vorbereiten, kriege immer wieder neue Infos und Vorgaben. Dazwischen muss der ganze Bürokratiekram erledigt werden. Russland hat eine blühende Bürokratie, die man auch als deutscher nur staunend bewundern kann. Es gibt für alles Vorschriften, Formulare, Vorgänge. Das ist aber vielleicht auch nur so extrem weil ich Ausländer bin und da nochmal mehr Formulare und Prozeduren durchmachen muss damit auch ja alles sicher ist. Morgen muss ich z.B. zu einer generalärztlichen Untersuchung.
Wenn sich das mal alles gesetzt hat möcht ich regelmäßiger in die Stadt fahren und mich bei einem Sportklub anmelden. Will auch mehr unter die Leute kommen so und mehr russisch lernen - einen Dozenten muss ich da auch noch anschreiben, weil ich die Kosten für einen Russischkurs gestellt bekomme.
Übermorgen geht es dann mit der Eisenbahn nach Blagoweschtschensk (Blagoveshchensk) - 24 Stunden Zugfahrt weit weg))
Wir fahren mit 4 Studenten dort um an der Deutscholympiade Fernost teilzunehmen. Den Gewinnern winken Stipendien für Deutschland! Dort treffe ich auch meinen organisationsinternen Chef und Kollegen wieder und einen Kollegen aus Ulan-Ude, was nochmal deutlich weiter weg ist. Ende nächster Woche kommen wir dann wieder zurück. Bin sehr gespannt auf die Zugfahrt. Dann kann ich auch mal sagen "Ich bin mit der Transsib gefahren!"
Spoiler: Ich höre so toll wie ihr Ruf ist die gar nicht.
Jetlag: Hält sich in Grenzen, aber ich hab damit noch zu knobeln. Werde immer um 5 Uhr nachts wach und liege bis 7 wach. Dann schlaf ich wieder ein und falle in eine Tiefschlafphase.
Hunde: Als einziger Mensch auf der Welt, der sich vorher Gedanken über streunende Hunde gemacht hat, hab ich auch schon welche gesehen.
Auf dem Campus gibt es eine Gruppe von drei Hunden ohne Besitzer. Die schlafen aber fast immer oder wuseln friedlich herum. Erleichterung. Sie sehen ungefährlich aus, aber streicheln möcht ich sie trotzdem nicht.
In der Stadt hab ich auch drei fröhliche Straßenköter gesehen, die herrenlos an der Bushaltestelle rumgewuselt sind. Also Einbildung sind sie schonmal nicht!
Katzen hab ich erst eine gesehen.
Wetter: Warm! Manchmal ein bisschen frisch (Wind), aber generell WARM. Gestern gab es ein Gewitter in der Stadt. Von der Insel aus hat man beinah minütlich die Blitze einschlagen gesehen. Auf VK gibts auch jede Menge irre coole Fotos davon. Im Winter soll es wenig Schnee, aber viel Frost (Wind) geben.