Jedenfalls habe ich mich dann auch mit den Produktionskosten eines Films befasst und sehr schnell begriffen, WARUM ein Tatort im Durchschnitt so 1 Million Euro kostet. In Deutschland ist einfach alles super-sch***-teuer. Und ein deutscher Film ist halt eben auch sprachlich recht begrenzt. In die USA kannst Du so etwas nicht exportieren, weil die US-Zuschauer keine Synchronisation akzeptieren. Also geht so ein Film nur in Deutschland, in Österreich und in der Schweiz, was die Einnahmen gegenüber US-Produktionen deutlich herabsetzt.
Die Sprachbarriere halte ich nicht für den Grund, warum der deutsche Film so einen schwachen Ruf hat. Der französische Film, dessen Sprache noch weniger verbreitet ist als die deutsche, hat international einen ganz ordentlichen Ruf. Und selbst der asiatische Film, ist international bekannt und eine eine recht gute Reputation. In den 70er- 80er Jahren war der italienische Film international sehr begehrt und hat viele Klassiker der internationalen Filmgeschichte hervor gebracht. Aber bei deutschen Filmen gehen für gewöhnlich nicht mal die Deutschen selbst ins Kino.
Das Hauptproblem des deutschen Filmes ist es, dass es offenbar als Makel gilt zu unterhalten. Oder dass Regisseure/Geldgeber denken, dass es für den Zuschauer als unterhaltsam gilt sich zwei Stunden eine sozialkritische Meinung ins Gesicht brüllen zu lassen. Es spricht nichts dagegen eine Aussage durch einen Film zu transportieren. Es gibt genügend Filme, die das geschafft haben und TROTZDEM unterhalten können. Nur sind das meistens Filme, die hierzulande gar nicht kapiert wurden und somit schnell als Schund oder Jugendgefährdend abgestraft wurden. Ich hing eine Weile selbst in der hiesigen lokalen FIlmemacherszene ab. Natürlich waren da viele Freaks bei, aber man lernte im Laufe der Zeit auch den einen oder anderen studierenden Filmemacher kennen. Nach ein paar Unterhaltungen bemerkte ich recht schnell warum der deutsche Film unrettbar verloren ist.
Alles was keine politische Message hatte, die dem Zuschauer laut ins Gesicht gebrüllt wurde war automatisch niederer Schund. Filmische Mittel, die nicht aus den Film- Kunstschulen gelehrt wurde, konnte schließlich nur Schund sein. Sonst hätten diese Filme ja in den Büchern gestanden.
Versucht mal mit einem x-beliebigem deutschen Filmstudenten darüber zu reden, dass verhoevens Robocop von 1987 eine recht gute Geschichte bot und zeitweise arg kritische Themen behandelte. Er wird es nicht kapieren. Zum einen kann ein Sci-Fi Film mit Robotern natürlich nur Schund sein. Und außerdem wird der satirische Unterpunkt nicht alle 5 Minuten erklärt.
Wir leben in einem Land indem Starship Troopers auf dem Index landete, mit der Begründung dass die Militätthematik Faschisten ansprechen könnte. Ich persönlich fand den Film eher schwach, weil mir die Satire zeitweise zu sehr mit dem Holzhammer kam. Aber nichtmal dass, hat die hiesige Prüfungsstelle damals kapiert.
Das selbe galt für Trainspotting. Der Film kam zwar nicht auf den Index, war aber eine zeitlang stark kritisiert weil viele Deutsche der Meinung waren, dass hier ganz klar die Drogenszene als cool dargestellt wurde.
Jooh, wenn solche Leute dann hierzulande bestimmen was förderungswürdig ist und was nicht, dann ist es kein Wunder dass heute ein Luc Besson, Paul Verhoeven oder Danny Boyle in Amerika Filme drehen, statt der deutschen Hoffnungsträgern wie Till Schweiger oder Bully Herbig.
Und
dann kommt das Fernsehen ins Spiel. Wie gesagt sind Filme so dermaßen
teuer, dass diese kaum privat finanziert werden können. Und wenn doch,
dann ist das Budget so begrenzt, dass da kaum etwas herum kommen kann.
Ich habe mir mit Begeisterung Kampfansage und da auch das Making Off
angesehen, welches eine No-Budget-Produktion ist. Dass der Film
überhaupt so ist wie er ist, ist einzig dem Engagement aller Beteiligten
zuzuschreiben, die meistens kostenlos gearbeitet haben. Und ... naja
... ich will auf keinen Fall die Leistung der schaffenden Personen
schmälern ... aber so richtig gut ist der Film halt eben auch nicht.
Das Budget lasse ich als Argument nicht durch gehen. Wenn man wirklich ein Filmprojekt durchziehen will, dann sollte es machbar sein dieses zu finanzieren. Das ist zweifelsohne eine kostspieleige Sache, aber mittlerweile ist die Heimtechnik so weit, dass auch dieses stemmbar wäre.
Schwieriger wird dann allerdings die Verbreitung. Rein theoretisch gesehen muss jeder Film, der öffentlich vorgeführt wird, vorher von der FSK begutachtet werden. Klar, ist die
FSK freiwillig. Aber es wäre doch Schade, wenn der Staatsanwalt an deinem kleinen Film was zu beanstanden hätte und du dir vorher nicht den teuer nezahlten Segen der FSK geholt hättest. Jeder Kinoveranstalter bewegt sich erstmal auf dünnem Eis, einen Film zu zeigen der juristisch nicht angesichert ist. Und da fängt es an. Zum einen sind die kleinen Kinobetreiber, die einen kleinen Film zeigen würden, im Laufe der Jahre verschwunden. Bleiben also nur noch die grossen Kinos, die aber kaum Interesse daran haben dürften.
ALso selbst für den Fall, dass man ein eigenes Filmprojekt stemmen könnte, werden einem so viele juritsiche und bürokratische Steine in den Weg gelegt, dass man den Film im besten Falle nur seinen Freundeskreis zeigt oder ins Internet stellt.