Ständig wird darüber gemeckert, dass viele Shoot ‚em Ups nur in Japan erschienen sind. Und wenn mal eines in Europa veröffentlicht wurde, ist es oft schlechter als sein japanisches Gegenstück.
Für die PlayStation 2 gibt es allerdings erstaunlich viele PAL Shoot ‚em Ups, die man sich bedenkenlos zulegen kann. In dieser Folge zeige ich euch alle Titel, bei denen nichts entfernt wurde und die einen 60Hz Modus spendiert bekommen haben. Es geht nicht darum, ob sie spielerisch gut oder schlecht sind, sondern nur darum, dass sie aus technischer Sicht nicht schlechter als die japanischen Versionen sind.
Psyvariar -Complete Edition- (Skonec)
Der Entwickler Skonec hat mit Psyvariar ein ziemlich ungewöhnliches STG abgeliefert. Das fällt im ersten Augenblick gar nicht auf und man ballert sich durch das Spiel bis zum letzten Level ohne größere Probleme. Man denkt „Das kann doch nicht alles sein?“, und das stimmt sogar! Ein genauerer Blick in die Highscore Liste offenbart, dass man gar nicht alle Level gesehen hat und einen vergleichsweise geringen Score hat. Wie geht es also richtig?
Wie bei fast jedem Scoreshooter, und zu dieser Kategorie zählt auch Psyvariar, entfaltet das Spiel erst dann den kompletten Spielspaß, wenn man es „richtig“ spielt. Psyvariar beinhaltet das sogenannte „Buzz-System“.
Man muss mit seinem Raumschiff sehr dicht an den feindlichen Bullets vorbeischrammen, treibt so die Buzz Combo in die Höhe und erntet ein Level-Up nach dem anderen. Auf diese Weise kann man einen sehr hohen Score bekommen und sieht auch die anderen Level. Das Geheimnis ist also, WENIG anstatt viel zu schießen, damit die Gegner mehr Bullets absondern, an denen man vorbeischrammen kann.
Die europäische Complete Edition beinhaltet die beiden Spiele „Psyvariar: Medium Unit“ und „Psyvariar: Revision“. Sie unterscheiden sich durch andere Level und „Revision“ bietet eine zweite Sorte Bomben. Die PAL Version hat einen 60Hz- und einen Tate-Modus. Psyvariar 2 erschien nur in Japan für PS2, Dreamcast und XBox.
Homura (Skonec)
Erstaunlicherweise erschien dieser bockschwere Bullet Hell Shooter in Europa. Zu verdanken haben wir das dem Publisher 505 Games, der so manche japanische Spieleperle nach Europa geholt hat.
In diesem Spiel steuert man Homura, ein halb menschliches Wesen, durch einige irdisch wirkende Landschaften und ballert was das Zeug hält auf unzählige Gegner. Homura, was übersetzt so viel wie „Flamme“ heißt, trägt ein Schwert bei sich, mit dem entweder Bullets gecancelt werden können, oder man steuert so nah wie möglich an einen Gegner heran und erledigt ihn mit einem Schlag mit dem Schwert. Schafft man dies, werden automatisch alle weiteren Gegner auf dem Bildschirm angesteuert und ebenfalls erledigt. Dabei verschwinden auch deren Bullets. Wenn man diese Attacke gut beherrscht und weise einsetzt, kommt man durch den dicksten Kugelhagel ohne Schaden zu nehmen. Allerdings muss man nach jeder dieser Attacken eine Weile warten, bis das Schwert wieder aufgeladen ist, was akustisch und optisch signalisiert wird.
Homura wurde 2005 in den Arcades veröffentlicht und die Portierung für die PS2 erschien bald darauf in Japan. Sie beinhaltet zusätzlich einen Gallery Mode und eine Tate Option. Die PAL-Version erschien erst mehr als ein Jahr später und bekam einen 60Hz-Modus. Die Texte in den Menüs und im Intro wurden ins Englische übersetzt, aber leider wurde das Tutorial, welches es in der NTSC-J Version noch gibt, entfernt.
Raiden III (Moss/Seibu Kaihatsu)
Raiden ist eine ziemlich langlebige Serie und bringt es mittlerweile auf fünf Teile (Raiden, Raiden II, Raiden DX, Raiden III und Raiden IV). Und wieder ist es 505 Games zu verdanken, dass Raiden III nach etlichen Verschiebungen am 10.06.2006 in Europa veröffentlicht wurde. Amerikanische Fans mussten sogar noch ein halbes Jahr länger warten, bis der Publisher UFO Interactive das Spiel in den USA veröffentlichte.
Nachdem der Entwickler Seibu Kaihatsu mit Viper Phase 1 und der Raiden Fighters Serie das Spielsystem immer mehr um Scoring Elemente erweiterte, kehrte er mit Raiden III wieder zu den Wurzeln zurück. Von dem militärischen Setting, was die Fans von Raiden Fighters so begeistert, ist nichts mehr zu sehen. Fairerweise muss allerings erwähnt werden, dass Seibu Kaihatsu für Raiden III im Grunde nur noch als Produzent fungierte und die Enwicklung komplett dem Studio „Moss“ überließ. Auch wenn es nicht an den Geniestreich Raiden DX herankommt, ist es immer noch ein schönes und gut spielbares Shooting Game. Der Port für die PS2 wurde gegenüber der Arcade Version erweitert und verfügt über einen Score Attack Mode, einen Boss Rush Mode, einer Gallery und die Möglichkeit, im sogenannten Double Mode beide Schiffe gleichzeitig mit den beiden Analogsticks zu steuern. An einen 60Hz Modus und die Möglichkeit zu taten wurde ebenfalls gedacht. Neben dem Port für die PS2, der weltweit veröffentlicht wurde, gibt es einen fast identischen Port für Windows, der nur in Japan erschien.
R-Type Final (Irem)
Einmal wollte es Irem noch wissen und entwickelte den nach eigenen Angaben endgültig letzten Teil der traditionsreichen Serie „R-Type“. Veröffentlicht wurde er im Jahre 2004 ausschließlich für die PlayStation 2: R-Type Final.
Gemessen am Vorgänger „R-Type Delta“, der einige Jahre zuvor für die PS1 veröffentlich wurde, ist R-Type Final etwas weniger schön. Die Level wirken steril und sehr leer, weil es in einigen Abschnitten keine Gegner gibt. Für sich betrachtet ist es aber immer noch ein gutes und typisches R-Type mit sehr vielen freispielbaren Raumschiffen. Die PAL-Version ist dank des integrierten 60Hz Modus gut gelungen.
Gunbird Special Edition (Psikyo)
Neben der Strikers Serie dürfte Gunbird zu den bekanntesten STGs von Psikyo gehören. Während die Collection in Japan unter dem Namen „Gunbird 1 & 2“ erschien, erschien sie in Europa als Gunbird Special Edition. Keine Frage, beide Gunbird Teile sind tolle Spiele. Aber für andere Plattformen gibt es jeweils bessere Versionen. Der erste Teil ist in der PS2-Version im Grunde identisch geblieben, hat jedoch eine ungeeignete Auflösung, die die Grafik etwas unscharf wirken lässt. Eine Low-Res Option hätte Wunder gewirkt. Bei dem 2. Teil kommt erschwerend hinzu, dass es vor jedem Endgegner eine kurze Ladepause gibt.
Wenn man also die jeweils beste Version haben möchte, sollte man sich Gunbird für den Saturn und Gunbird 2 für Dreamcast besorgen. Der Dreamcast Version wurde übrigens exklusiv der Character „Morrigan Aensland“, bekannt aus dem Fighting Game „Darkstalkers“, spendiert. Dieser Character fehlt in der PS2 Version.
Verglichen mit der japanischen Version ist Gunbird Special Edition dank des 60-Hz Modus und der Tate Option immer noch gelungen und ein paar Euro wert.
XII Stag (Triangle Service)
Eines könnt ihr mir glauben: Ich bin sehr froh darüber, dass der Side Shot im Port für die PS2 über eine eigene Taste ausgelöst werden kann. In der Arcade Version muss dafür nämlich der Stick hin und her gerüttelt werden, was sehr anstrengend ist. Puristen mögen es Cheaten nennen, aber in diesem Fall ist es mir egal. Des Weiteren kann gesagt werden, dass der PS2-Port sehr geglückt und XII Stag ein tolles Spiel ist. Triangle Service hat sehr schöne 2D-Bitmap Landschaften gezeichnet und sämtliche Objekte toll animiert. Ganz typisch für STGs von Triangle Service gibt es auch in XII Stag viele Geheimnisse zu entdecken. Beispielsweise in Stage 2, in der man die beiden dicken Schiffe, die von den Seiten kommen, mit einem x12 Multiplikator abknallen muss, damit eine Bonus Gegnerwelle erscheint. Oder in Stage 5, in der man alle Flugzeuge der 2. Welle abknallen muss, um in einen anderen Bereich des Levels zu gelangen.
Da das Spiel sowohl eine Tate Option als auch einen 60Hz Modus hat, gibt es keinen Grund dafür, es sich nicht zu kaufen.
Gigawing Generations (Takumi)
Fast ein Jahr nach der Veröffentlichung in Japan erschien dieser Shooter tatsächlich in Europa. Und wem haben wir es zu verdanken? Mal wieder 505 Games. Bei diesem Port gibt es leider einges zu bemängeln. Das Spiel hat eine Auflösung, die zum Flimmern neigt, und es gibt keine Tate Option. Wenigstens hat man an einen 60Hz Modus gedacht. Trotzdem ist das Spiel eine lohnenswerte Anschaffung, denn der mittlerweile dritte Teil von Takumis erfolgreicher Reflection-Shooter Serie ist ziemlich geil. Der gut geplante Einsatz der Reflection Force ist der Schlüssel des Erfolges und die Grundlage für anständige Scores. Ohne sie ist ein Überleben zwischen oder in den Bullet Patterns nicht möglich, denn die Gegner rotzen ihre Schüsse förmlich über den Screen. Wenn die Reflection Force aktiv ist, kann man die gegnerischen Schüsse für kurze Zeit auf die Gegner zurück reflektieren und auf diese Art und Weise nicht nur überleben, sondern auch fett Punkte machen. Doch Vorsicht! Nach jedem Einsatz dieser Waffe muss man einige Sekunden warten, bis sie wieder bereit ist. Das ist ein sehr motivierendes Spielsystem und wurde blendend umgesetzt. Von daher ist Gigawing Generations auf keinen Fall ein Fehlkauf für Leute, die bereits die Vorgänger zu schätzen wissen. Der erste Teil ist aber dennoch etwas besser.
Gradius V (Konami/Treasure/G-Rev)
Also wenn man nur die in Europa erschienenen Shoot ‚em Ups betrachtet, ist Gradius V möglicherweise das beste. Man merkt eindeutig, dass einige der besten STG Entwickler an diesem Spiel gearbeitet haben. Der Entwickler Treasure, der bekanntlich von ehemaligen Konami Mitarbeitern gegründet wurde, zeichnet sich unter anderem verantwortlich für diese Shooterperle. Und von G-Rev, gegründet von ehemaligen Mitarbeitern von Taito und Entwickler von Juwelen wie zum Beispiel Border Down und Under Defeat, stammt die Grafik Engine.
Herausgekommen ist ein audiovisueller Hochgenuss, der nachhaltig beeindruckt. Alles an diesem Spiel ist einfach nur als hochklassig einzustufen. Das Leveldesign, die Steuerung, die Bosskämpfe, die Animationen…. Ich weiß echt nicht, womit ich aufhören soll. Es hat einen 60Hz Modus und alles ist immer flüssig. Besonders gut gefällt die Möglichkeit, die Options (Beiboote oder Satelliten) zu fixieren. In den Vorgängern gibt es diese Möglichkeit nicht und sie wandern immer dem eigenen Schiff hinterher. Durch die Fixierung ergeben sich interessante Möglichkeiten. Vor allem in den Stages, in denen auch mal in andere Richtungen als immer nur nach rechts geflogen wird.
Die Bosskämpfe sind äußerst mitreissend und man muss sich für jeden Kampf eine gute Strategie überlegen. Außerdem gipfeln sie in dramatischen Explosionen, die echt ihresgleichen suchen. Falles jemand dieses Spiel noch nicht hat und es günstig irgendwo sieht: Mitnehmen!
Von Psikyo gibt es die meisten Shooting Games für die PlayStation 2
Sol Divide, Samurai Aces (Sengoku Ace), Tengai (Sengoku Blade) und Dragon Blaze. In Japan wurden diese vier Spiele innerhalb von zwei Collections mit je zwei Titeln veröffentlich. Dank 505 Games fanden sie zwar ihren Weg nach Europa, aber es wurden vier einzelne Veröffentlichungen. Im Vergleich zu den japanischen Versionen sind es perfekte Pal-Portierungen inklusive 60Hz Modus und im Falle der vertikalen STGs auch Tate Optionen. Sol Divide und Tengai sind horizontal orientierte Shooter.
Leider zeigen alle vier Portierungen den Nachteil einer häufig vorkommenen PS2-Krankheit: Eine nicht originalgetreue und etwas verschwommene Auflösung im interlaced Modus. Wen dieser Nachteil allzusehr stört, sollte sich lieber die Saturn Versionen von Tengai (Sengoku Blade) und Sol Divide (auch für PS1 erhältlich) besorgen. Bei Samurai Aces und Dragon Blaze hat man keine andere Chance und muss mit den Ports für die PS2 leben, weil es sie nur für diese Plattform gibt. Das ist aber nicht schlimm, denn diese beiden Spiele und Tengai sind großartig. Typisch für Psikyo sind die Spiele sehr gut designed und äußerst spielbar. Der Schwierigkeitsgrad zieht rasch an und die Bullets stürmen mit einem Affenzahn über den Bildschirm. Besonders Dragon Blaze weiß zu gefallen, denn es sieht, verglichen mit den anderen Spielen, sehr modern aus. Dragon Blaze bietet auch erweiterte Möglichkeiten das Spiel zu meistern. Man steuert nämlich einen Reiter auf seinem Drachen und kann per Tastendruck den Drachen nach vorne schnellen lassen. Dabei rammt er die Gegner und er bleibt eine Weile vorne. Währenddessen ändert sich die Farbe der Münzen, die die abgeschossenen Gegner hinterlassen, und sie geben mehr Punkte, wenn man sie einsammelt. Sol Divide fällt etwas ab und ist ein Shooter, der nur wenigen Spielern gefällt.
Neben diesen vier Spielen und der Gunbird Collection wurde auch eine Collection mit den beiden Shootern „Strikers 1945“ und „Strikers 1945 2“ in Europa veröffentlicht. Die sind jedoch katastrophal umgesetzt worden! Keine 60Hz, falsches Seitenverhältnis, verschwommene interlaced Grafik, schlechter Sound. Finger weg!
Es gibt auch PAL STGs für die PS2, die man meiden sollte
Alle Spiele, die bisher in diesem Artikel vorgestellt wurden, sind empfehlenswert, weil sie gut oder sehr gut für die PAL PlayStation 2 portiert wurden. Abschließend möchte ich noch vor einigen Spielen warnen, weil sie nur sehr schlecht portiert wurden. Zum Beispiel Gradius 3 & 4, Xyanide, Silpheed: The Lost Planet, Castle Shikigami 2, Mobile Lightforce 2 und Shienryu. All diese Spiele haben keinen 60Hz Modus und sind daher viel zu langsam. Besonders bei Shienryu, welches in Europa in der Sammlung „Steel Dragon EX“ erschienen ist, ist es ärgerlich. Sogar doppelt ärgerlich, weil die Sammlung auch den Nachfolger „Shienryu Explosion“ beinhaltet, der ursprünglich für Dreamcast geplant war. Fans dieser Serie sollten sich lieber die japanische Version „The Shooting: Double Shienryu“ kaufen, die im Rahmen der Simple2000 Reihe als Volume 37 erschienen ist.
Und dann sind da noch die vier Shooting Games von Phoenix Games, die nur in Europa erschienen sind. Die sind so schlecht! Bitte einen großen Bogen um sie machen!
Einzig Ocean Commander kann man etwas hervorheben. Nicht, weil es so gut ist, sondern weil es selten zu sein scheint. Es wurde nur in Italien und England veröffentlicht. In Italien soll es angeblich nur an Tankstellen verkauft worden sein. Offensichtlich wurde eine sehr geringe Stückzahl produziert, denn vor allem die UK-Version sieht man so gut wie nie.
PlayStation 2, eine tolle Plattform für Shooting Games
Abgesehen von meinen Warnungen gibt es also viele schöne Shooting Games für die PlayStation 2, deren PAL-Versionen keine Fehlkäufe darstellen und bis auf ein paar wenige Ausnahmen leicht zu beschaffen sein sollten. Wenn man jetzt noch die vielen STGs hinzuzählt, die nur in Japan erschienen sind, wird die PS2 zu einer der wichtigsten Plattformen für Shoot ‚em Up Spieler.
Eine Antwort
Out
Ah Psykio! Jetzt verstehe ich! Das ist ein Wortspiel! Geil 😀
Super Beitrag wieder, vielen Dank!