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Wochenerinnerung KW14 2020

Wochenerinnerung 20KW14: Tokyo Xanadu eX+ & Firewatch

Tokyo Xanadu eX+ & Firewatch

Henrik schreibt mehr oder minder wöchentlichen in diesem BLOG über Spiele, die ihn beschäftigten, über Filme und Serien, und gelegentlich auch über Bücher und allgemeine Gedanken. Das bereits letzte Woche begonnene JRPG »Tokyo Xanadu eX+« zieht nun mächtig an. Außerdem erinnert er sich an das Spiel »Firewatch«.

Tokyo Xanadu eX+

Oh Mann. Ich habe ursprünglich für diesen Tagebuch-Eintrag eine lange und ausgefeilte Einleitung darüber geschrieben, wie sehr ich JRPGs mag, wie seicht »Tokyo Xanadu eX+« doch ist, dass ich es trotzdem gerne spiele, weil es gut gemacht ist, dass ich mich aber nicht sonderlich mit dem Kampfsystem arrangiert habe, weil es sich quasie von selber spielt, und dass ich das Spiel trotzdem mag, weil ich eben ein JRPG-Fan bin.

Und dann überrollte mich Kapitel 5.

Jetzt geht’s los, dass ich mich mit der Ausrüstung besser befassen muss. Sonst sehe ich in den Dungeons keinen Stich. Auf der Übersichts-Karte sieht man sehr gut, wo man als nächstes hin muss und bereits erledigte Dungeons kann man, zwecks aufleveln, erneut besuchen.

Meine Güte, habe ich mich bei den Monstern in den Dungeons plötzlich doof angestellt und habe ich von dem Boss-Gegnern dort die Hucke voll bekommen. Ich dachte, ich spiele mittendrin ein anderes Spiel. Auf einmal muss ich mit den Gegnern richtig kämpfen, ausweichen, die Angriffsform wählen etc. Und beim Boss gar sowieso. Button-Mashing, das in den voraus gegangenen Kapitel bestens funktioniert hat, führte mich geradewegs in ein »Game Over«.

Nun habe ich mich vor einiger Zeit, ich formulieren es mal so, voller Begeisterung durch »Dark Souls (1)« gequält (ungefähr im 3. Quartal 2018, insgesamt 97 Stunden Spielzeit). Voller Begeisterung deshalb, weil die ganze Welt phantastisch aufgebaut und geheimnisvoll ist. Ich wollte einfach wissen, was da »um die Ecke« noch auf mich wartet. Und gequält, ja, dass muss ich Fans des Spiels nicht erklären. Denn schon der kleinste Gegner kann einen hier fertig machen, wenn man das Ganze nicht ernst nimmt. Von den Boss-Gegner ganz zu schweigen. Das hat trotzdem und gerade deswegen Spaß gebracht. Und es trainierte hervorragend, wenn es darum geht einen Level oder Kontrahenten endlich zu schaffen. Wegen meines Jubelschreis nach Plättung von »Ornstein und Smough« werden sich meine Nachbarn ewig an mich erinnern können.

Genau dieses Training kam mir in »Tokyo Xanadu eX+« zu Gute, denn das hier ist ebenfalls ein Action-JRPG. Zum einen habe ich die Ausweichrolle trainiert. Die gibt es hier, genau wie in »Dark Souls«, nämlich auch. Sie war bisher bloß nie notwendig. Mit der kann man, richtig getimt, den allermeisten Angriffen ausweichen und vor allem sofort hinterher selber zuschlagen. Und außerdem ich habe mich nun mit den Aufrüstmöglichkeiten der Waffen vertraut gemacht. Da gibt es nämlich auch so einiges zu entdecken.

Monster sind gegen bestimmte Elemente im Spiel empfindlich. Die Wahl des richtigen Mitstreiters, der das Element beherrscht, ist vor Betreten des Dungeons demnach wichtig. Im Dungeon gibt es dann Gebiete, in denen die Monster überraschend auftauchen und die Spielfigur umzingeln. Außerdem werden die Dungeons langsam immer komplexer.

Ich erwähnte es schon letzte Woche: Die Waffen haben wie in »Final Fantasy VII« bestimmte Steckplätze, in denen Kristalle ihren Platz finden. Diese findet man wiederum in den Dungeons, oder verschiedene Händler in der Stadt synthetisieren diese aus anderen ebenfalls in den Dungeons zu ergatternden Materialien. Außerdem lassen sich die Steckplätze aufrüsten und aufleveln. Das alles erscheint im ersten Moment recht komplex. Im zweiten ist es dass dann wieder nicht, man muss sich nur mal damit beschäftigen. Schöne Sache und so eine Spieltiefe hatte ich zu Beginn des Spiels wegen des zunächst recht niedrigen Schwierigkeitsgrades gar nicht vermutet.

Die Dialoge im Spiel kommen nicht zu kurz. Und jetzt bei Kapitel 5 werden die Boss-Gegner in den Dungeons auch ganz schön rabiat.

Bei den Stichwort »Händler in der Stadt« fällt mir noch etwas an dem Spiel auf. Nämlich dass offenbar ausnahmslos jede etwas wichtigere Persönlichkeit in der Stadt und eben auch die verschiedenen Händler über die Parallelwelt »Eclipse« mit ihren Dungeons und Monstern Bescheid weiß. Nur eben der Protagonist Kou nicht. Das gab bei ihm öfters einmal ein »Aha«-Erlebnis … und eben auch bei mir.

Ja, das Spiel zieht im Moment mächtig an. Hätte ich nach ca. 10 Stunden das Pad beiseite gelegt, dann hätte ich »Tokyo Xanadu eX+« als zwar technisch schönes und spaßiges aber nicht sonderlich interessantes JRPG abgetan. Jetzt dagegen, nach Kapitel 5, fange ich an für das Spiel zu brennen. Ich schätze mal, ja, es geht nicht anders, ich werde wohl auch in der nächsten Woche nicht viel anderes spielen. Wenn das so weiter geht, dann mausert sich »Tokyo Xanadu eX+« zu einem Geheimtipp.

Firewatch

Ich bin ehrlich: Ich habe »Firewatch« nicht letzte Woche gespielt, sondern schon Mitte März. Allerdings lässt mich dieses Thema der Einsamkeit in dem Spiel nicht los, und Bilder des Spiels schießen mir immer wieder durch den Kopf. Und dann passt es doch ganz gut in dieses BLOG, auch wenn mir das Spiel etwas spät einfällt, zumal ich in der letzten Woche sonst nichts anderes als »Tokyo Xanadu eX+« gespielt habe. Und keine Bange: Es kommt jetzt nicht eine krampfhaft herbei fabulierte Verbindung zur aktuellen Corona-Situation. Und zwar deshalb nicht, weil mich das auch langsam nervt, dass jeder bei noch so unpassenden Gelegenheiten über das Corona-Virus spricht.

Bei »Firewatch« fasziniert mich, dass es im eigentlichen Sinne kein richtiges Spiel ist. Oder sagen wir mal: Als Spieler hat man nicht wirklich viel zu tun. Ich fasse kurz die Ausgangssituation des Spiels zusammen. Man übernimmt die Rolle von Henry, der im »Shoshone National Forest« für die Dauer eines Sommers den Dienst als Feuerwächter des Nationalparks versieht. Das Gebiet gibt es wirklich und liegt in Wyoming in den USA. Eigentlich ist Henry überhaupt kein Feuerwehrmann oder etwas Ähnliches. Er will stattdessen Ruhe finden, um über die Situation mit seiner Ehefrau nachzudenken. Das war eine recht harmonische Ehe, nur ist seine Frau schleichend an Alzheimer erkrankt. Als das Leiden weit fortschritt, wollten auch die Eltern seiner Frau nichts mehr von ihm wissen. Und so flüchtete sich Henry in die Einsamkeit eines Hochsitzes.

Blick aus und auf den Wachturm: So sieht man die Umgebung des Nationalparks.

Schon diese Ausgangssituation macht klar, dass es sich hier nicht um ein gewöhnliches Spiel handelt. So etwas gibt es zwar auch in Horror-Spielen. Zum Beispiel stirbt in dem Psycho-Horror »Silent Hill 2« die Ehefrau, nur erhält der verbliebene Witwer eines Tages einen Brief von ihr. Die Situation ist bei »Silent Hill 2« schon so mysteriös, dass die Marschrichtung des Spiels klar ist. Nicht so bei »Firewatch«. Der Titel lässt vermuten, dass man eventuell über Feuerausbrüche in dem Forst Bericht erstatten und/oder die Löschaktionen koordinieren muss. Dass das Spiel also in Richtung eines Strategiespiels tendiert. Oder dass »Firewatch« mit Blick auf die 3D-Grafik eine Art Adventure ist. Genau genommen hatte ich so gut wie keine Ahnung, was da im Spiel auf mich zukommt. Ich wusste nur, dass alle Welt von dem Spiel redet und es für gut befindet.

Nichts von diesen Annahmen beschreibt das Spielgeschehen. Denn dass ich in gefühlten 90 Prozent des Spiels lediglich in der Landschaft herum laufe und nur zu ca. zehn Prozent tatsächlich etwas Spielerisches erledige, darauf war ich nicht gefasst. Und ich war auch nicht darauf gefasst, dass, jetzt kommt’s, ja, es bringt Spaß. Sogar richtig viel. Zum einen trägt die wunderhübsch gestaltete Landschaft des Nationalparks dazu bei. Die ist zwar nicht sehr realistisch angelegt, und optisch kommen Erinnerungen an Spiele wie »Rime«, »Yonder: The Cloud Catcher Chronicles« und »Zelda: Breath of the Wilde« mit ihren eher simplen dafür aber farbenfrohen Texturen auf. Stattdessen ist die Landschaft einfach hübsch.

Die Grafik ist nicht sonderlich aufwändig, dafür aber schön. Das Gebiet des Nationalparks ist zudem äußerst abwechslungsreich gestaltet.

Und dann gibt es auf der anderen Seite den eigentlichen Star des Spiels, nämlich den per Funk geführten Dialog zwischen Henry und seiner nie sichtbaren aber akustisch präsenten Kollegin Delilah. Bitte entschuldigt den folgenden Kraftausdruck. Aber, hey, meine Fresse ist das geil gemacht. Wie die beiden, Henry und Delilah miteinander sprechen, zu Beginn eher vorsichtig, im Laufe des Spiels dann immer vertrauter, mal flapsig, mal verärgert, mal ängstlich, auch mal leicht angeheitert und durchaus auch flirtend, das ist großartig. Das ist ganz großes Kino. Ich hätte das nicht für möglich gehalten.

Ich gebe zu, als Filmfan habe ich eine Schwäche für gute realistische Dialoge. Also keine platten One-Liner mit Lachzwang und auch keine endlosen Monologe eines Kunstfilms – es sei denn, sie sind gut gemacht – einfach ein realistischer Dialog zwischen zwei Personen, die sich gerne auch mal über Bedeutungsloses unterhalten. Ich denke da an die Filme »Smoke« oder das Gesamtwerk von Quentin Tarantino.

In »Firewatch« gibt es sogar einige kleine Adventure-Einlage. Insgesamt hätte man aus dem Spiel zwar mehr machen können. Aber die Prämisse der »Einsamkeit« ist trotzdem sehr gut eingefangen.

Das Spiel ist dann erwartungsgemäß auch recht kurz. Ich habe es, glaube ich, in ca. 4 Stunden durchgespielt. Länger hätte es auch nicht sein müssen, weil nach den 4 Stunden mehr oder minder alles gesagt wurde. Ich wollte mich während des Spielens auch zurück halten. Aber dann war der Drang zu erfahren wie das Ganze ausgeht doch größer. Ich muss gestehen: Das Ende ist leider leider ein wenig arg flach und enttäuschend. Zwischendurch kam für mich zwar so etwas wie eine zarte »Akte-X«-Stimmung auf (wenn die Serie noch jemand kennt). Daraus wird aber leider nichts gemacht. Das ist sehr schade, da wäre noch deutlich mehr drin gewesen.

Und trotzdem hatten es diese vier Stunden für mich in sich. Ein tolles Spiel, das auch mal wieder zeigt, dass ein Spiel nicht immer nur Krach und Bumm zeigen muss, um zu unterhalten. Manchmal sind eben die leisen Töne die gewaltigeren.

Dikussionsthread im Pixelor-Forum:

Wochenerinnerung KW14 2020

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