My Life – Der inoffizielle Nachfolger von Mikie
Konamis Mikie erschien Mitte der 1980er Jahre zuerst in den Arcades und zwei Jahre später, 1986, für einige 8-Bit-Heimcomputer. Darunter auch eine Portierung für den Commodore 64 über den damals sehr aktiven Publisher Imagine und etwas später bei The Hit Squad.
Der Titelheld muss in diversen Räumen seiner Schule Herzen einsammeln, welche nach und nach die einzelnen Buchstaben eines Briefes seiner Freundin ergeben. Dabei wird er von einigen erwachsenen Mitarbeitern der Schule gejagt und darf sich nicht erwischen lassen. Zu seiner Verteidigung kann Mikie einige Gegenstände finden, darunter zum Beispiel Basketbälle, und sie auf seine Feinde werfen. Ein offizieller zweiter Teil wurde seinerzeit nicht entwickelt, aber interessant sind die großen Unterschiede zur japanischen Version, die Reinhard Klinksiek in einer der Ausgaben seiner Serie Kraut & Rüben & Videospiele zeigt.
My Life ist tatsächlich ein inoffizieller zweiter Teil des schönen Mikies, welcher in 2016 physisch für C64 erschienen ist.
Der Titelheld ist nun erwachsen
Eugene, so der Name des Titelhelden in Mikies Nachfolger My Life, war in seiner Jugend ein beliebter und gut aussehender Typ. Alle Mädchen waren in ihn verknallt und sämtliche Jungs wollten so sein wie er. Aber seit dem sind viele Jahre vergangen, die Haare sind mittlerweile weniger und der Bauch ist größer. Jeden Tag verbringt er mit einem Job, den er nicht mag und einem Chef, der ihn hasst. Helft ihm dabei irgendwie den Weg zur Arbeit und die Werktage zu überleben, damit er endlich wieder das Wochenende genießen kann.
My Life spielt sich fast genau wie Mikie
So wie Mikie muss Eugene in jedem Level mehrere Gegenstände einsammeln, und zwar indem er mehrmals auf ihnen herumtrampelt. Das Trampeln kostet Zeit und währenddessen wird er von einigen feindseligen Geschöpfen gejagt, die ihn zudem mit Gegenständen bewerfen. Falls er von einem dieser Gegenstände getroffen wird, ist er bewegungsunfähig und der Spieler muss am Joystick rütteln, damit Eugene wieder herumlaufen kann. Die feindlichen Kreaturen, darunter Postboten, Babys, Hunde, Skater und so weiter, werden im Laufe des Spiels immer aggressiver. Gleichzeitig gibt es pro Bildschirm ein Zeitlimit, welches Anfangs kaum Druck aufbaut, später allerdings umso mehr.
Level gibt es mehr als genug und sie bestehen immer aus einem einzigen Bildschirm. Die Action findet statt im Wohnzimmer, vor dem Haus, auf der Straße, im Büro… An Abwechslung mangelt es nicht.
Jeder Bildschirm hat seinen eigenen SID-Tune und die Sound-FX ertönen gleichzeitig, was sehr positiv ist und leider auch heutzutage immer noch nicht Standard. Die Steuerung ist nun viel gelungener als die des Vorgängers Mikie, weil sich Eugene auch diagonal über die Bildschirme steuern lässt. Dadurch sind die Bewegungen deutlich weniger hakelig und immer flott, flüssig und ohne jedwede Beanstandung. Besonders hervorzuheben sind die phantastisch aussehenden Sprites. Sie sind nämlich nicht nur sehr bunt, sondern sehen auch hochauflösend aus, obwohl der C64 Sprites im multicolormodus nur mit einer auf der horizontalen Ebene halbierten Auflösung darstellen kann. Möglich ist das hochauflösende Erscheinungsbild durch einen interessanten Kniff.
Es werden jeweils zwei Sprites übereinander gelegt. Eines ist bunt und ein zweites ist monochrom, welches die comichafte Umrandung bildet. In der Gesamtheit werden Objekte erschaffen, die fast schon aus einem Automatenspiel stammen könnten. Und sehr groß sind sie zudem auch noch.
My Life ist auf jeden Fall ein sehr schickes Spiel, welches ein perfektes 1980er Arcadefeeling erzeugt und technisch makellos ist. Achim Volkers (Code), Trevor Storey (Grafik / Design) und Saul Cross (Musk / Sound FX) haben es wahrlich verdient, dass das Spiel physisch bei Psytronik erschienen ist.
Erhältlich ist es in vier Editionen, wobei die limitierten besonders interessant sind, denn sie sind in exakt den gleichen Hüllen erschienen, die Imagine früher ebenfalls verwendet hat.
My Life im Shop: Psytronik