» » Pixelliebe – Mein erstes Mal

Pixelliebe – Mein erstes Mal

in Blog | 6

Mit Pixel, Bildpunkt, Bildzelle oder Bildelement (selten Pel) werden die einzelnen Farbwerte einer digitalen Rastergrafik bezeichnet sowie die zur Erfassung oder Darstellung eines Farbwerts nötigen Flächenelemente bei einem Bildsensor beziehungsweise Bildschirm mit Rasteransteuerung. „Pixel“ (Nominativ Singular: das Pixel; Genitiv: des Pixels; Plural: die Pixel) ist ein Kunstwort aus den Abkürzungen der englischen Wörter pictures (umgangssprachlich verkürzt „pix“) und element. – wikipedia

In Zeiten von HD-Grafik, Partikelorgien und Tessalation ist der Pixel als wahrnehmbares Bildelement beinahe in Vergessenheit geraten. Als Videospieler der älteren Generation hat man jedoch eine ganz besondere Beziehung zu den charmanten Bildpunkten. Blockige Bildelemente, deren einzelne Bildpunkte man problemlos zählen konnte, waren DAS Erkennungsmerkmal für Videospiele. Pixel und Videospiele waren über ein Jahrzehnt lang ein untrennbares Paar. Heutzutage findet man die ehemals geliebten Bildpunkte abseits von Indiespielen im hippen Retrolook nur noch selten, doch in den Köpfen der Massen sind grobe Pixel immer noch untrennbar mit Videospielen verknüpft. Die Frage ist jedoch: wie lange wird das noch der Fall sein?

Vor einiger Zeit stand ich im IKEA meines Vertrauens vor einem Kleiderschrank für Kinder. Darauf abgebildet: Einige nicht konkret zuordenbare (jedoch vage an „Space Invaders“ erinnernde) Pixelfiguren. Kaufwillige Eltern assoziieren diese sofort mit den Videospielen, die sie in ihrer Kindheit gespielt haben und ziehen den logischen Schluss, dass dieser Schrank eine hervorragende Bereicherung für jedes Kinderzimmer sein muss. Denn Kinder mögen Videospiele.

Mit lizenzierten Figuren könnte man den Schrank vermutlich nicht zum Sparpreis von 1022 € anbieten.
Mit lizenzierten Figuren könnte man den Schrank vermutlich nicht zum Sparpreis von 1022 € anbieten (NACHTRAG: Und ob man das könnte … schließlich sind das nur Sticker! Danke für den Hinweis 😀 ).

Doch was ist mit den Kinder für die dieser Schrank gedacht ist? Sie wachsen zwar mit Computerspielen auf, doch diese Spiele erinnern optisch nur noch selten an „Space Invaders“. Verknüpfen sie die klotzigen Figuren überhaupt noch mit Videospielen oder interpretieren sie diese dann doch eher als einen ungelenken Versuch kubistischer Kunst (ich rede hier natürlich von ganz besonders pseudo-intellektuellen Kleinkindern). Pixelklassenprimus „Minecraft“ genießt momentan zwar noch enorme Popularität bei der jüngeren Generation, doch auch dieser Hype wird nicht ewig währen. Die bittere Wahrheit lautet vermutlich: Früher oder später werden die ikonischen Bildpunkte aus dem Mainstream-Gedächtnis verschwinden.

MÖPSE IM MUSEUM

All diese Gedanken gingen mir durch den Kopf als ich im IKEA stand und minutenlang mit leeren Blick den zuvor genannten Schrank angestarrt habe. Während meine Freundin die Gelegenheit nutzte und allerlei obskure Dekoartikel in unseren Wagen schmuggelte, versank ich in meinen nostalgisch verklärten Erinnerungen. Eine mir unbekannte Verlorenheit umklammerte mit einem Mal mein Herz. Ich fühlte mich als stände ich nackt im Museum. Wo waren die Zeiten hin, in denen Figuren wie Prinzessin Zelda und Samus Aran nicht durch pralle Möpse, sondern durch klotzige Ecken bestachen? Sehnsüchtig dachte ich an mein erstes Mal zurück … an meinen ersten Kontakt mit der wundersamen Welt der Pixel.

Ich stöberte in den staubigen Kammern meines löchrigen Gedächtnisses und musste dabei feststellen, dass ich mir gar nicht vollkommen sicher bin, wann genau ich meinem ersten Pixel gegenüber stand. War der kaputte Atari VCS 2600, der auf verschlungene Wege in unseren Haushalt gekommen war, oder doch der Commodore 64 meines Patenonkels dafür verantwortlich? Genau weiß ich es nicht. Doch würde man mich mit der Pistole auf der Brust dazu zwingen eine Entscheidung zu treffen, würde ich auf den C64 tippen. Vage erinnere ich mich daran, dass sich sämtliche Männer der Familie um den Brotkasten versammelten und eine Runde Flipper nach der anderen spielten. Ich saß dabei und beobachtete fasziniert wie der kleine eckige Haufen, der die Flipperkugel darstellen sollte, ihre Bahnen über den Bildschirm zog.

Unbestimmte Zeit später nahm ich das gute Stück dann gemeinsam mit meinem älteren Cousin in Beschlag. Unermüdlich wühlten wir uns durch die Diskettenboxen meines Onkels. Ich erinnere mich an Sim City, Ghostbusters, Batman … und an ein Spiel, in dem man einen Höhlenmenschen auf einem Einrad durch eine Felsenwelt schleuste. Ich mochte das Spiel mit dem Höhlenmenschen auf dem Einrad in der Felslandschaft. Ich verstand nicht, was das Spiel von mir wollte … doch ich mochte es. Es war mir nicht wichtig, ob ich das Spiel „richtig“ spielte oder ob ich die mir gestellten (und meist unbekannten) Aufgaben erfüllte … es genügte mir vollkommen, dass ich durch meine Aktionen kleine Pixelobjekte bewegen konnte. Vielleicht war es der Reiz des Neuen, vielleicht das befriedigende Gefühl der Kontrolle … auf jeden Fall war es eine Initialzündung.

Eine kurze Recherche und ein Monty-Longplay später bin ich der Meinung, dass "BC 2: Grog's Revenge" das damalige Höhlenmann-Spiel war.
Eine kurze Recherche und ein Monty-Longplay später bin ich der Meinung, dass „BC 2: Grog’s Revenge“ das damalige Höhlenmann-Spiel war (nicht zu verwechseln mit Gronkh’s Revenge).

Unser eigener Haushalt blieb jedoch noch eine gute Weile pixelfrei (abgesehen von dem zuvor erwähnten defekten Atari VCS 2600 natürlich). Dies sollte sich allerdings nach meiner ersten Begegnung mit dem Nintendo Entertainment System grundlegend ändern. Es war das Jahr 1990, meine Familie besuchte Verwandte in den USA. Wir standen Schlange in Disneyland, wurden von den Niagarafällen durchnässt, lagen an den Stränden Miamis … doch mein persönliches Highlight war ein dicker schnauzbärtiger italienischer Klempner: Super Mario. Damals war mir allerdings noch nicht bewusst, dass Mario ein dicker schnauzbärtiger italienischer Klempner war … ich erkannte mit Müh und Not, dass er einen Menschen mit Mütze darstellen sollte (von dem Bart erfuhr ich erst später durch Zeichnungen, denn die dunklen Pixel unter seiner Nase hielt ich für seinen Mund). Aus mir unbekannten Gründen sprang dieser Mario zudem mit Vorliebe auf Schildkröten und komische braune Haufen mit Augen herum. Ja … mir war nicht immer klar, was das Spiel mir da zeigen wollte, doch all das fühlte sich seltsam … richtig an. Ich war verloren … die fantastische Welt der Pixel hatte mich endgültig in ihren Bann geschlagen.

MEMORIES OF AN OLD MAN

Seitdem sind über 20 Jahre vergangen. Mario hat so manch Rundung gewonnen, ich ebenso. Doch eine Sache hat sich bis heute nicht geändert: noch immer steuere ich den Helden meiner Kindheit mit leuchtenden Augen durch seine psychedelische Welten. Und das ist auch gut so!

Doch genug von mir … wie sieht es bei euch aus? Was war eure erste Begegnung mit Computerspielen? Welches war euer erster Pixelhaufen? Besucht ihr wie jeder gute Mensch regelmäßig meinen wunderbaren Blog the eternal gamer (unauffällige Schleichwerbung ist unauffällig)? Berichtet in den Kommentaren, wenn euch danach ist. Wenn nicht, versinkt einfach in süßer Nostalgie (und schämt euch dafür, dass ihr nicht davon berichtet!)

6 Antworten

  1. Stefan Nowak
    |

    Meine erste Begegnung mit Pixeln fand bei einem damaligen Freund statt. Es muss ganz früh in den 1980’ern gewesen sein und er besaß einen Atari VCS 2600. Kurz darauf schenkten mir meine Eltern einen Poppy MPT-03, meine erste Videospielkonsole. Ein Elektronik Fachmarkt in unserer Stadt begann nur wenig später damit, die Spiele zu verramschen. Und so hatte ich bald ziemlich viele Originalspiele. Für das System wurden nur wenige Spiele veröffentlicht. 40 oder maximal 50. Darunter eine tolle Umsetzung von Space Invaders mit dem Namen Alien Invaders. Das habe ich sehr, sehr häufig gespielt. Irgendwann fand ich heraus, dass man Fehler in dem Programm provozieren kann, wenn man das Modul nicht richtig in dem Slot platziert. Manchmal sind es nur andere Farben und manchmal haben die Sprites seltsame Formen. Das fand ich spannend. Meine Mutter überredete mich einige Jahre später dazu, dass System und alle Spiele an einen Nachbarsjungen zu verkaufen. Für nur 5 Mark!!! Das hat mir damals nichts ausgemacht, weil ich schon längst einen C16 und einen C64 hatte. Mit hunderten Spielen (fast alles Kopien). Heute trauere ich dieser Entscheidung nach, denn oft habe ich Lust auf eine Runde Alien Invaders. Pixelgrafik gefällt mir immer noch besser als jede 3D-Polygon-Grafik.

    • Eternal Gamer
      |

      Ich weiß nicht, ob ich mit solcher Sicherheit sagen könnte, dass mir Pixelgrafik besser gefällt als moderne 3D-Polygongrafik (oder Voxelgrafik oder was auch immer). Sie gefällt mir auf jeden Fall besser als die 3D-Grafik der Playstation 1 – Ära … die ist wirklich katastrophal gealtert.

      Ansonsten sind das einfach zwei ziemlich unterschiedliche Paar Schuhe, denke ich. Ich muss allerdings gestehen, dass ich heutzutage nicht mehr ganz so gerne Pixelsachen spiele. Gelegentlich mal ein „Shovel Knight“ oder „To the Moon“ … gerne. Wenn ich jedoch einen wirklichen Retroklassiker einlege, spiele ich den meist maximal 10 Minuten, bade kurz in Nostalgie und höre dann auch recht flott wieder auf. Den Kram habe ich vor 20 Jahren bis zum Umfallen gespielt, meine wertvolle und oftmals rare Spielzeit widme ich in der Gegenwart dann doch eher aktuellen Spielen. (Nicht hauen :( ).

  2. Eternal Gamer
    |

    Oha … man lernt nie aus. Hätte das gute Stück vielleicht nicht nur im Vorbeigehen fotografieren sollen 😀 Direkt quasi-korrigiert.

    • Christoph
      |

      Zitat: „… und minutenlang mit leeren Blick den zuvor genannten Schrank angestarrt habe. … “

      Im Vorbeigehen angestarrt ?

      • Eternal Gamer
        |

        Im Schlepptau meiner Freundin komme ich allerhöchstens schleichend durch den IKEA. Da hat man auch in Bewegung ausreichend Zeit zu starren. Ha!

        Naja … okay … „minutenlang“ war eventuell eine literarische Überhöhung 😀

  3. Christoph
    |

    Hi! Die Sticker sind nicht Teil vom Schrank die kauft man separat. Habe die am Kühlschrank kleben. Siehe hier: http://m.ikea.com/de/de/catalog/products/art/90228174/

    Gruß

Kommentare sind geschlossen.